Die Zahl der Arbeitslosen war im Jänner erneut rückläufig, die Konjunktur war auch für den Einzelhandel positiv. | Doch die Branche befindet sich im Strukturwandel, das zeigt sich auch bei den Beschäftigten im Handel.
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Wien. Wenn das Negative nachhaltig ins Minus kippt, ist das grundsätzlich positiv. Auch im Jänner hat sich der österreichische Arbeitsmarkt gut entwickelt, in allen Bundesländern sank die Zahl der Arbeitslosen gegenüber dem Jänner des Jahres 2017. Das Minus fällt mit 7,7 Prozent auch wieder recht deutlich aus.
Allerdings: Die Zahl der Arbeitslosen ist nach wie vor hoch, 455.860 Personen sind ohne Job, mehr als ein Drittel lebt (und sucht Arbeit) in Wien. Immerhin gab es auch in der Hauptstadt diesmal einen Rückgang, er fiel jedoch geringer aus als im Durchschnitt. Inländer profitierten vom Aufschwung überproportional, nach Bildungsgrad ausgewertet gab es das größte Minus bei Personen mit Lehrabschluss (11,5 Prozent). Die Zahl der arbeitslosen Akademiker ist dagegen um 50 Personen gestiegen.
Der Aufschwung kommt nicht überall zu gleichen Teilen an, das zeigt sich auch bei den offenen Stellen. Insgesamt 59.103 wurden im Jänner dem Arbeitsmarktservice (AMS) gemeldet, das sind um 30 Prozent mehr als vor einem Jahr. Ein großes Aber zeigt sich jedoch auch hier: Ein Drittel der offenen Stellen betrifft die Überlassung von Arbeitskräften, also Leiharbeitsfirmen. Wobei hier nicht ausgewertet wird, für welche Branchen diese Firmen beim AMS Arbeitskräfte suchen.
In der Gastronomie und im Einzelhandel sind zusammen noch einmal so viele Stellen frei - womit für alle anderen Branchen gar nicht mehr so viel bleibt. Das ist die schlechte Nachricht. In ganz Österreich werden nur 570 Sozialarbeiter gesucht, 500 Lehrerinnen und Erzieher, 167 Juristen. Das ist nicht gerade viel.
Der Einzelhandel als große Branche - immerhin arbeiten hier 332.000 unselbständig Beschäftigte - hat im Vorjahr ein recht gutes Jahr erlebt. Relativ gesehen. Trotz wachsender Konkurrenz aus dem Internet verzeichnete der stationäre Einzelhandel ein nominelles Umsatzplus von 2 Prozent. Real bleibt angesichts einer ebenfalls gestiegenen Inflation freilich nicht allzu viel übrig, nämlich bloß 0,3 Prozent. Damit setzt sich im stationären Einzelhandel ein langjähriger Trend von mehr oder weniger realer Stagnation fort. "Die Renditen sind auch nach wie vor schwach", sagt Peter Buchmüller, der Spartenobmann für den Einzelhandel in der Wirtschaftskammer, der selbst zwei Adeg-Märkte in Salzburg führt.
Konkurrenz aus dem Internet
Die Lebensmittelbranche schrieb im Vorjahr das größte Umsatzplus aller Branchen, sie profitiert naturgemäß vom Bevölkerungswachstum am meisten. Doch auch bei Sportartikeln und Schuhen fiel der Anstieg des Umsatzes überdurchschnittlich aus, bei Spielwaren und Elektronik gab es jedoch ein Minus. Auch hier gilt: Der Aufschwung kommt nicht bei allen an. In diesen beiden Sparten ist die Konkurrenz aus dem Internet sowie teilweise auch von anderen Handelsunternehmen, die Spielwaren und Elektronik in ihr Sortiment aufnehmen, besonders groß. Es kommt auch nicht von ungefähr, dass erst vor wenigen Monaten in den USA der Spielwaren-Gigant Toys "R" Us mit weltweit rund 64.000 Mitarbeitern Konkurs anmelden musste.
Die Konkurrenz aus dem Internet dürfte auch bei der Insolvenz der Autozubehörkette Forstinger eine gewisse Rolle gespielt haben. Und kleiner wird die Bedeutung des Online-Handels nicht werden. Laut der Bundesspartengeschäftsführerin Iris Thalbauer liegt der Anteil im Einzelhandel bei 6 Prozent, allerdings betrifft dies nur den österreichischen Onlinehandel. Stationäre Geschäfte mit einem angeschlossenen Internet-Shop werden nicht dem Onlinebereich zugeordnet. Noch einmal circa 6 Prozent fließen zu Versandhändlern ins Ausland, so Thalbauer. "Hier gibt es bei Steuern und Abgaben auch ungleiche Wettbewerbsbedingungen."
Immer mehr Teilzeit
Klar ist, dass sich in naher Zukunft im Einzelhandel einiges verändern wird, das weiß auch Buchmüller. "Die Richtung ist klar: weniger Fläche, weniger Geschäfte", sagt er. Diesen Weg hat der Einzelhandel ohnehin schon vor Jahren eingeschlagen. "Es wird sich aber schleichend verändern", sagt Buchmüller. Und es sei zudem nicht gesagt, dass nur die Großen übrig bleiben. "Kleine können sich schneller anpassen."
Auffallend ist, wie sich die Struktur der Beschäftigten im Handel verändert hat. War im Jahr 2008 das Verhältnis von Vollzeit- zu Teilzeitjobs 55:45 hat sich dieses seither umgekehrt. Insgesamt ist die Zahl der Beschäftigten im Handel gestiegen, im Vorjahr kamen nun weitere 2900 Angestellte hinzu. Vollzeit-Jobs gibt es aber weniger als im Jahr 2008 - der Aufschwung, er kommt nicht bei allen an.