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Aufstand der Frauen - endlich

Von Reinhard Göweil

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Chefredakteur Reinhard Göweil.

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Es war wohl die größte Demonstration, die die US-Hauptstadt jemals gesehen hat. 500.000 Menschen demonstrierten am Samstag in Washington gegen Donald Trump. Weltweit waren es weit mehr als 2,5 Millionen, vor allem Frauen, die gegen einen US-Präsidenten auf die Straße gingen, der gerade einen Tag im Amt war. Sein Frauenbild hatte schon im Wahlkampf viele abgestoßen, aber eine derartige Reaktion der Zivilgesellschaft gab es noch nie. Auch dies markiert die politische Zeitenwende, die Trump herbeiführt – auch wenn er die wohl nicht beabsichtigte.

Am deutlichsten drückte es die im November gewählte kalifornische Senatorin der Demokraten, Kamala Harris, aus. "Als ich in die Politik ging, sagten viele männliche Kollegen zu mir, was sind deine Frauenthemen? Und ich sagte ihnen: Wirtschaft, soziale Absicherung, gerechter Lohn, Bildung, Klimawandel."

Genau das steckt hinter dieser beeindruckenden Demonstration, die unter #WomensMarch über die Internet-Plattformen weltweit organisiert wurde. Nicht nur in den US-Städten, auch in London, Paris, Rom, Wien, und in Asien, gingen (mehrheitlich) Frauen auf die Straße. Es geht um eine gerechte gesellschaftliche Entwicklung in der Zukunft – und Frauen haben selbst in liberalen Gesellschaften späte oder geringe Gerechtigkeit erfahren.

Trump ist – abseits seiner nationalistischen und isolationistischen Rhetorik – für viele Menschen auf der Welt das Symbol für eine Männer-zentrierte Machtpolitik, mit der immer weniger gesellschaftliche Gruppen etwas anfangen können. Trump, der in seiner Antrittsrede ein diffuses Establishment an den Pranger stellte, das er selbst perfekt verkörpert, steht nun vor einem Rechtfertigungs-Problem. Sein "Make America Great Again" führt die USA bis kurz nach der Suffragetten-Bewegung zurück. Diese Frauen-Bewegung hat Anfang des 20. Jahrhunderts das Wahlrecht für Frauen durchgesetzt.

2017 schaut die Welt ein bisschen anders aus, auch wenn Trump dies nicht wirklich akzeptieren möchte. Mit den Frauen gingen alle möglichen gesellschaftlichen Gruppen auf die Straße, und zwar weltweit, die nun Nachteile befürchten. Ihre Angst ist nicht geringer zu achten als jener Industriearbeiter, auf die sich Donald Trump so gerne bezieht.

Die Demonstrationen am ersten Tag Trumps als Präsident haben jedenfalls die Worte des gerade abgetretenen Präsidenten Obama eindrucksvoll bestätigt: Demokratie lebt vom Engagement seiner Bürger. Nun, allein in Washington waren bei der Demonstrationen doppelt so viele Menschen wie Trump-Anhänger bei der Angelobung am Tag davor.