Zum Hauptinhalt springen

Aufsteigender Politstar in Israel

Von Alexander U. Mathé

Kommentare

Ex-Minister und Ex-Parteikollege Netanyahus könnte dem Premier gefährlich werden.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 9 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Mosche Kachlon ist einer der vielversprechendsten Politiker Israels. Experten sind überzeugt, dass er bei den Parlamentswahlen am 17. März eine bedeutende Rolle spielen wird. Noch bevor er seine Partei gründete, ja bevor es für die überhaupt einen Namen gab, rangierte sie in den Umfragen bereits bei zehn bis zwölf Prozent. Damit wäre "Kulanu" (auf Deutsch "Wir alle", so der Name, der erst am Mittwoch enthüllt wurde), aus dem Stand die viertstärkste Kraft in der stark fragmentierten israelischen Parteienlandschaft. Von jenen Politikern, die dem amtierenden Premierminister Benjamin Netanyahu gefährlich werden könnten, rangiert er ganz oben auf der Liste. 60 Prozent der Israelis wünschen sich laut Meinungsforschern einen neuen Premier und im direkten Vergleich hat Kachlon gegenüber Netanyahu die Nase vorn. Das nicht nur, weil er wie der nette Kerl von nebenan wirkt - eine kostbare Eigenschaft für einen Politiker. Der 54-Jährige kommt aus dem Lager Netanyahus, dessen Partei Likud er erst diesen Oktober verlassen hat. Viele Israelis kennen Kachlon als den Menschen, der ihnen günstige Handytarife beschert hat. Nachdem er im März 2009 Kommunikationsminister wurde, öffnete er den Mobilfunkmarkt, was zu einem Preisfall führte. Weniger präsent ist hingegen seine Rolle bei der Besetzung von Schlüsselpositionen im öffentlich-rechtlichen Rundfunksender Israel Broadcasting Authority mit dem Likud nahestehenden Personen. Fast schon bescheiden, jedenfalls ehrlich, wirkte wiederum seine Erklärung, dass er keinen guten Verteidigungsminister abgeben würde. Minister müssten wenigstens irgendeine Ahnung von ihrem Job haben und da käme er nicht in Frage. Das, obwohl der Politologe und Jurist von 1978 bis 1986 bei den israelischen Streitkräften diente. Gleichzeitig sorgt seine Geschichte als eines von sieben Kindern armer libyscher Immigranten, das es zum Politstar schaffte, bei so manchem für glasige Augen. Er selbst ordnet sich "ein bisschen rechts der Mitte" ein. Erst kürzlich ließ der Anhänger der Zweistaatenlösung mit der Aussage aufhorchen, er wäre bereit, Frieden gegen Land zu tauschen. Neben dem Palästinenserkonflikt dürften soziale Themen im Wahlkampf eine große Rolle spielen und das ist ein Gebiet, auf dem Kachlon firm sein müsste: Immerhin war er ab 2011 Wohlfahrtsminister. Seine ohnedies schon guten Aussichten könnten durch weitere Verbündete noch besser werden. So wird etwa die Tochter eines der mächtigsten Rabbiner, Adina Bar Schalom, mit ihm in Verbindung gebracht, die die Welt der Ultraorthodoxen aufbrechen möchte, die noch nie eine Frau in die Knesset entsandt hat. Kulanu könnte mit ihr ultraorthodoxen Parteien das Wasser abgraben. Und mit Ex-Wissenschaftsminister Benny Begin, dem Sohn von Ex-Premier Menachem Begin, steht ein weiterer berühmter Spross auf der Liste jener, die Mosche Kachlon und seine Partei auf den Erfolgsweg führen.