Der Wiener Aktienmarkt ist in dieser Woche über lange Strecken erfolgreich gegen den Strom geschwommen. Das Interesse war ausschließlich auf Firmenperformances fokusiert, die um diese Jahreszeit reichlich verkündet werden. Jahresabschlüsse, Quartalsberichte, für eine kurze Zeit konnte man vergessen, dass die große weite Finanzwelt etwas anders tickt.
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Die gestiegenen US-Zinsen haben an den meisten Börsen den Anlegern scheinbar die Laune verdorben und zudem geht die Angst um, dass ein amerikanischer Hedge-Fonds zu Fall kommt. Jean-Claude Trichet, oberster Euro-Hüter, versuchte den Europäern die Welt, und der Welt die Zinspolitik der EZB zu erklären, was aber offenbar auch nur von wenig Erfolg gekrönt war. Zwar hätten sich die Börsianer über einen gesunken Ölpreis freuen können, diese Tatsache wurde aber von anderen Ereignissen überdeckt.
Die Wiener Börse konnte sich von den negativen Tendenzen lange Zeit fern halten und ging ihren eigenen Weg. Nach den Rückgängen in den Vorwochen erhielt der Markt dank guter Unternehmenszahlen wieder Auftrieb. Diese Entwicklung hielt allerdings nur bis Donnerstag an, denn vor dem verlängerten Pfingstwochenende schwenkte auch der heimische Aktienmarkt in das Fahrwasser der schwächeren internationalen Börsen ein.
Bei - im Wochenverlauf - insgesamt moderaten Umsätzen schloss der Leitindex ATX mit 2.594,58 Zählern um 2,22% über der Vorwoche. Etwas weniger stark stieg der WBI als Indikator für den Gesamtmarkt, nämlich um 1,83% auf 993,37 Punkte.
Die schönste Zeit erlebte Palfinger mit einem Plus von 13,5%, wohl verdient darf man sagen, nach einem sehr guten Quartalsergebnis und überhaupt. Warum der Wert nicht schon früher "flog", war eigentlich nicht erkennbar.
Zweiter Highflyer war Andritz, das die Woche mit einem Kursplus von 9,6% beendete. Auch hier waren die vorgelegten Quartalszahlen für das Kaufinteresse ausschlaggebend. Die "buy"-Empfehlung einiger Banken bestätigt den Trend. Raiffeisen International legte um 8,1% zu und landete bei 42,41 Euro, nachdem zu Wochenbeginn und wieder zum Wochenende Gewinnmitnahmen den Wert etwas abrutschen hatten lassen. Wienerberger, trotz des im Quartalsbericht signalisierten vorsichtigen Optimismus, erreichte ebenfalls ein Plus von 8,1%. Die Cross Holding legte allein in dieser Woche um 4,7% zu, erreichte gleichzeitig mit einem Kurs von 39,80 ihr All-Time-High.
Der EVN schadeten die Nachrichten um die Stromlösung offenbar wenig (+6,3%), dem Verbund hingegen schon (-1,1%). BETandWIN.com, der Sieger der Vorwoche, kam auf einen Kursanstieg von 6% und hat sich gegenüber dem Jahresultimo 2004 bereits um 335% gesteigert.
Ein Aufwärtssignal kam von der RHI. 2,9% im Plus und eine nach oben revidierte Gewinneinschätzung durch die Raiffeisen Centrobank. Da könnte noch etwas nachkommen. Bei den Banktiteln nahm die BA-CA mit 3,2% den zweiten Platz hinter der außerirdischen Raiffeisen International ein, die Erste Bank blieb bieder mit 1,6% plus.
Endlich aus dem Rampenlicht ist die AUA, mit einem Plus von 0,9%. Dennoch nähert sich der Wert bedenklich einem Kursverlust von 30% gegenüber dem Jahresbeginn. Die Aktie scheint nachhaltig beschädigt zu sein. Der Flughafen Wien hat trotz guter Zahlen die Anleger nicht überzeugen können und kam auf ein Minus von 2,3%. Die Constantia Packaging hat um 4,8% nachgegeben, Intercell wieder einmal um 2,5%, die Semperit Holding um 2,9%. Einer der größten Verlierer der Woche war BWT mit minus 5,3%, nur geschlagen von Head mit minus 8,8%.
Werner M. Szabó ist Redakteur der Zeitschrift "bankundbörse"ViDX-Barometer
Der Vienna Dynamic Index beinhaltet derzeit 10 an der Wiener Börse notierte wachstums- und technologieorientierte Werte.
Palfinger + 13,5%
BETandWIN.com + 6,0%
Sonst keine Kursanstiege.
BWT - 5,3%
Semperit - 2,9%
UIAG - 2,7%