Europa-Rede soll von Musik umrahmt sein. | Treffen mit Vaclav Havel geplant. | Prag. Prag rüstet sich für Barack Obama. Am Samstag, 17 Uhr, landet die Airforce One in der Moldaumetropole. Nach einem kurzen Händeschütteln mit dem tschechischen Präsidenten Vaclav Klaus und Noch-Premier Mirek Topolanek auf dem Flughafen ist erst einmal Privates angesagt. "Potus", der "President of the United States" und "Flotus", die "First Lady of the United States, wollen ungestört sein. Am Samstag Abend ist ein gemütlicher Spaziergang durch das alte Prag samt romantischem Abendessen in einem böhmischen Restaurant geplant: Händchen halten statt Hände schütteln.
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Kaum Kontakt mit Klaus
Zu sehr auf Tuchfühlung wird Obama auch am Sonntag mit den Tschechen nicht gehen. Es heißt, dass es von Seiten der EU Druck gab, den US-Präsidenten nicht zu sehr mit dem euroskeptischen tschechischen Präsidenten Vaclav Klaus in Verbindung zu bringen. Einen gemeinsamen Beisl-Besuch, wie es Vaclav Havel und Bill Clinton bei dessen Prag-Besuch 1994 vorgemacht hatten, wird es nicht geben. Klaus muss sich am Sonntag morgen mit einer kurzen Stippvisite der Obamas auf der Prager Burg begnügen und sich das erste Paar der USA auch noch mit seinen politischen Rivalen, Noch-Ministerpräsident Mirek Topolanek und Noch-Aussenminister Karl Schwarzenberg teilen. Unter vier Augen trifft sich Obama dagegen mit dem tschechischen Ex-Präsidenten Vaclav Havel, für die Amerikaner die Ikone des politischen Umbruchs in Mitteleuropa.
Doch auch wenn die Bedeutung des Gastgebers heruntergespielt wird, die Augen der Welt sind auf Prag gerichtet. Über den Dächern der Mala Strana, auf dem Prager Burgplatz, wird Obama um zehn Uhr vormittags eine mit Spannung erwartete Rede halten. Diese gilt als Höhepunkt der ersten Reise des 44. US-Präsidenten nach Europa. Auftreten wird er dabei wie ein Popstar. Sogar Vorgruppen soll es geben, die Obamas 45-minütige Ansprache musikalisch umrahmen werden. Wer konkret die Ehre haben wird, dem Präsidenten einzuheizen, ist allerdings noch geheim.
Nach der Rede geht es weiter ins Prager Kongresszentrum, wo am Sonntag der Gipfel zwischen der EU und den USA stattfindet. Dort wird nach Annäherungen beim Klimaschutz, bei den Herausforderungen im Nahen Osten, in Afghanistan, Pakistan und Iran sowie bei der Bewältigung der Wirtschaftskrise gesucht. Zwar soll es keine formelle Erklärung geben, doch möchte man eine gemeinsame Linie in der abschließenden Pressekonferenz finden.
Obamas Berater sind sich unterdessen durchaus bewusst, welche Wirkung das Prager Panorama gerade in den Vereinigten Staaten hat. Deshalb wurde auch lange diskutiert, ob Obama seine Europarede vor dem Hintergrund der Prager Burg halten soll oder doch lieber auf der Burg, mit Prag zu seinen Füßen.
Protest gegen Radar
Auf den Beinen werden auch viele Demonstranten sein. Wenn Obama mit den Spitzen der Union im Kongresszentrum tagt, wird es einige Kilometer weiter "Nein zum Radar" heißen. Auf dem Wenzelsplatz ist eine Kundgebung gegen die Stationierung eines US-Radars in Tschechien geplant. Das Radar als Teil des geplanten US-Raketenschilds will Obama überdenken, da er eher auf Annäherung als auf Abschreckung setzt. "Ich werde in meiner Rede vor den Demonstranten Obamas Überlegungen unterstützen", sagt Jan Neoral, Bürgermeister von Trokavec, das dem geplanten Radar nahe liegt. "Die Frage hat sich aber schon zu einem rein innenpolitischen Thema entwickelt", weiß Jana Gliwicka von der Initiative "Ne základnám" (Nein zu Militärbasen), die die Demonstration organisiert.