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Augarten: Szenarien für das Leben "danach"

Von Rosa Eder

Wirtschaft

Während die Wiener Porzellanmanufaktur Augarten stündlich auf die Anmeldung des Konkurses wartet, wird hinter den Kulissen schon an möglichen Szenarien für den "Tag danach" gebastelt. Für den Fachverband der Stein- und keramischen Industrie wäre der Konkurs schlicht "eine Katastrophe" und ein Imageverlust für Wien und Österreich.


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"Augarten ist eines der Flaggschiffe unserer Branche und weltweit eines von nur mehr ganz wenigen Unternehmen, in denen noch per Hand gefertigt wird", führte der Geschäftsführer des Fachverbands, Karl Hennrich, gestern im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" aus. Die Hauptursache für die Pleite sind seiner Meinung nach die überhöhten Personalkosten, das Unternehmen sei "übersozialisiert." So könnten etwa Konkurrenten wie Herend (Ungarn) und die KPM (Königlich-Preussische Manufaktur) viel günstiger produzieren, da ihr Lohnniveau niedriger sei.

Stadt Wien als Sanierer?

Dem Vernehmen nach gibt es einige prominente Interessenten, die die Traditionsmarke Augarten haben wollen. Und die Wiener ÖVP trat mit dem Vorschlag auf den Plan, die Stadt Wien könnte den Betrieb aus der Konkursmasse herauskaufen, sanieren und später Gewinn bringend verkaufen. Die von Wirtschaftsstadtrat Sepp Rieder (S) in Aussicht gestellten Unterstützungsleistungen lehnt die Wiener ÖVP ab. Es könne nicht sein, dass einzelne Unternehmen auf Kosten der Steuerzahler am Leben gehalten werden. An Kostensenkungen werde man nicht vorbeikommen, ist Hennrich überzeugt: "Jeder, der mit der derzeitigen Kostenstruktur weiterarbeiten muss, ist von Vornherein zum Scheitern verurteilt." Er habe auch gehört, dass der Schuldenstand über den bisher genannten 5 Mill. Euro liege. Die genauen Zahlen müssten endlich offengelegt werden. Hennrich: "Die Konten gehören auf den Tisch." Ein weiterer Kritikpunkt des Branchenvertreters: Das Augarten-Marketing sei auf "tönernen Füßen" gestanden. "Eigentlich hätte man sich um den Heimmarkt kümmern sollen", kritisiert er die Aktivitäten in den USA und Japan.

Die österreichische Keramische Industrie - sie ist eine von 15 Berufsgruppen im Fachverband der Stein- und keramischen Industrie - biete derzeit kein einheitliches Bild, berichtete Hennrich. Unternehmen, die Produkte für den Sanitärbereich herstellen (z.B. Laufen und Frauenthal), mache die schlechte Baukonjunktur zu schaffen, während etwa die Gmundner Keramik - die "Wiener Zeitung" hat gestern darüber berichtet - gut unterwegs sei. Im Vorjahr setzte die Keramische Industrie mit 127 Mill. Euro um 3,1% mehr um. Der Mitarbeiterstand sank um 8,5% auf 1.327 Personen.