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Augen im Pandemiestress

Von Alexandra Grass

Wissen
© adobe stock / Julia Shangarey

Im Lockdown hat Kurzsichtigkeit bei Kindern zugenommen. Masken führen zu trockenen Augen.


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Seit dem Beginn des ersten Lockdowns vor nahezu einem Jahr verbringen nicht nur die Erwachsenen, sondern vor allem die Kinder und Jugendlichen wesentlich mehr Zeit vor Bildschirmen. War starker Medienkonsum auf PC und Smartphone davor auch schon eine Problematik, die Eltern zu schaffen machte, so hat sich der Bildschirmkonsum in vielen Fällen auch durch das Distance Learning nicht nur gefühlt exponentiell gesteigert. Die schon länger im Raum stehende Vermutung, dass die Augen der Kinder und Jugendlichen dadurch Schaden nehmen könnten, wurde nun durch eine Studie bestätigt. Am Dienstag machten auch die heimischen Optiker auf die Belastung durch Corona aufmerksam. "Die Augen sind im Pandemiestress", betonte Markus Gschweidl, Bundesinnungsmeister der Augen- und Kontaktlinsenoptiker in einer Pressekonferenz,

Vor allem bei Kindern zwischen sechs und acht Jahren ist eine stärkere Kurzsichtigkeit zu beobachten. Die Coronavirus-Pandemie wirkt sich demnach deutlich negativ auf die Sehkraft aus, wie chinesische Wissenschafter im Fachblatt "Jama Ophthalmology" schreiben.

Zwei- statt dreidimensional

In der prospektiven Querschnittsstudie wurden 194.904 Photoscreening-Tests mit 123.535 Kindern in zehn Grundschulen in China durchgeführt. Im Vergleich zu den Vorjahren (2015 bis 2019) wurde eine Zunahme von Myopie festgestellt. Die Daten weisen bei den Sechsjährigen eine dreimal höhere Häufigkeit von Kurzsichtigkeit auf, bei den Siebenjährigen eine zweimal höhere und bei den Achtjährigen eine 1,4-mal höhere.

Während aufgrund der Pandemie weniger Zeit in der Schule und kaum Zeit draußen mit Freunden verbracht werden kann, sind viele Kinder deutlich häufiger indoor anzutreffen. Freunde treffen, Großeltern sehen und sogar der Schulunterricht - all das findet derzeit wesentlich öfter digital statt, als in einer dreidimensionalen Welt mit natürlichem Licht und komplexen Ansprüchen an unser Sehsystem.

Auch die Masken sorgen für eine Mehrbelastung der Augen, stellte Gschweidl klar. Die negativen Auswirkungen des Mundschutzes seien nicht nur die viel zitierten Kopfschmerzen, Atemprobleme und Hautirritationen, sondern eben auch trockene Augen, die durch die Ausatemluft verursacht werden. Diese streicht, sofern die Maske nicht komplett abdichtet, nach oben über das Gesicht und trocknet so den Tränenfilm im Auge aus. Abhilfe schafft im Allgemeinen mehr Luftfeuchtigkeit, aber auch häufiges Lüften und vor allem ausreichend Flüssigkeitszufuhr, damit der Tränenfilm von innen gut gestärkt wird, betonte der Experte.

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Sehhygiene forcieren

Grundsätzlich gelte es, empfohlene Sehhygieneregeln zu beachten. So sollte im Allgemeinen die Bildschirmzeit reduziert werden. Printmedien seien dem Handy vorzuziehen und vor dem Schlafengehen sollte auf Lesen verzichtet werden. Ansonsten "schläft das Auge unter Spannung ein", so der Optiker. Bei intensiver Naharbeit sind alle 20 Minuten Sehpausen einzuhalten. Mindestens zwei Stunden pro Tag sollten bei Tageslicht verbracht werden.

Denn wenig helles Tageslicht vergrößert das Risiko vor allem bei Kindern, kurzsichtig zu werden. Im Freien herrscht an Sonnentagen auch im Schatten eine Lichtstärke von rund 10.000 Lux. In einem Klassenzimmer oder daheim sind es hingegen nur mehr 500 Lux.

Einer WHO-Erhebung zufolge hat sich in den letzten 20 Jahren die Zahl der Kurzsichtigen fast verdoppelt. Bis zum Jahr 2050 wird jeder zweite Erdenbürger kurzsichtig sein, betonte der Tiroler Myopiespezialist Christian Isser. Ausschlaggebend dafür sind die Genetik, der Bildungsgrad des Menschen, die zunehmende Naharbeit und eben das fehlende Tageslicht. Eine Innovation am Markt kann zumindest Kindern aus der Krise helfen. Ein neues Brillenglas - das DIMS-Glas (Defocus Incorporated Multiple Segments) - kann das Fortschreiten einer Kurzsichtigkeit verlangsamen oder gar ganz stoppen.