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Augenklinik ohne Betten

Von Alexandra Grass

Wissen

Fortschritte in der Augenchirurgie ermöglichen wesentlich kürzere Erholungsphasen.


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Wien. Der Fortschritt von Wissenschaft und Technik hat in den letzten Jahren die Augenchirurgie revolutioniert. Die Operateure arbeiten mit kleinsten Schnitten, neuesten Gerätschaften und Lasertechnologien. Dies alles habe zu einer Weiterentwicklung geführt, "die uns eine wesentlich vereinfachte Augenchirurgie erlaubt", betonte Ursula Schmidt-Erfurth, Leiterin der Uniklinik für Augenheilkunde in Wien, gemeinsam mit ihren Kollegen Rupert Menapace und Michael Georgopoulos im Vorfeld des ART 2016-Fachkongresses (Advanced Retinal Therapy), der am Samstag in Wien stattfindet.

Diese schonendere und effizientere Methodik ermöglicht aber auch, Patienten viel früher aus der Klinik entlassen zu können - mitunter schon am Tag der Operation. Bei Kataraktoperationen (Grauer Star) ist diese Vorgehensweise schon gang und gäbe. Auch bei Glaukom- und Hornhautoperationen ist man an der Uniklinik bereits dazu übergangen. Künftig könnte bis zu 95 Prozent der Patienten eine stationäre Aufnahme erspart bleiben, so die Mediziner.

Tropfen statt Vollnarkose

Von den Patienten gefürchtete Injektionen ins Auge, Vollnarkosen, Schnitte und Nähte werden heute durch Laser, das Auge betäubende Tropfen und Inzisionen von einem halben Millimeter Länge, die sich nach dem Eingriff selbst verschließen, ersetzt, skizzierte Schmidt-Erfurth die Weiterentwicklungen. Durch die schonende Methodik ist das Auge auch weniger gereizt. Zudem haben die Patienten schon kurz nach dem Eingriff wieder ein gutes Sehvermögen. Ein Vorteil, der es künftig zulässt, bei Bedarf beide Augen in einer Sitzung zu operieren, statt wie früher in mehrwöchigem Abstand.

Diese bilaterale Vorgehensweise könnte einer skandinavischen Studie zufolge eine Ersparnis von rund 740 Euro pro Patient bringen, die anderweitig zum Einsatz kommen könnten. Zum Beispiel als Investition in neue Technologien oder aber als teilweise Verlagerung in den niedergelassenen Bereich. Denn selbst wenn Kontrolluntersuchungen nach den heutigen Operationen nicht mehr so engmaschig verlaufen, ist ein gewisses Maß an ärztlicher Betreuung eine Notwendigkeit.

Aufgrund der zunehmenden Alterung der Gesellschaft steigt aber auch die Anzahl so mancher Operationen, was wiederum die Kosten in die Höhe treibt. Eingriffe gegen Grauen Star haben in den vergangenen fünf Jahren weltweit um 40 Prozent zugenommen. In Österreich schätzen die Experten einen Anstieg von rund 20 Prozent.

Ganz ohne Betten werden Augenkliniken aber auch künftig nicht auskommen. Ein kleiner Teil der Patienten brauche den Rückhalt im stationären Bereich, betonte Schmidt-Erfurth.