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Mittwoch/Donnerstag - ein paar Tage vor Weihnachten. Eigentlich sollte man sich einfach nur freuen, dass die großen zeitgenössischen Seuchen an einem vorübergegangen sind, soeben vorübergehen oder hoffentlich werden. Gottvertrauen - vor allem das ohne jegliche Religionsverstärker - hilft.
Da genehmigt man sich zur Feier des Tages und der bezaubernden Adventszeit überhaupt ein paar Sorten Lebkuchen im stillen Kämmerlein: vom hausbackenen aus Elternhand über den einen und anderen berühmten, von Feinschmeckern empfohlenen. Doch weil man vom Lebkuchenessen alleine nicht satt wird, vor allem nicht seelisch, freut man sich über die auf Arte angekündigte Sendung zum momentanen Thema Nr. 1: "Wie Weihnachten riecht . . . Eine Hommage an den Lebkuchen". Und dieses köstliche Feuilleton von Ernst Schwarz fürs ZDF erfreut auch des Genießers Auge. Von Dijon bis St. Wolfgang, von Nürnberg bis Mariazell führt die gaumenkitzelnde Rundreise. Man bleibt aber nur mit Mühe dran. Zum optischen Augenschmaus wird nämlich das akustische Ohrenreiberl serviert. Der im Moment wohl grausigste Sprech-Theatraliker deutscher Zunge versaut das süße Gustostückerl total. Seine Stimme und seine (Un-)Art zu sprechen erinnern an das überfordertste Mitglied eines Studentenkabaretts, welches gerade den Gruselschocker "Der Schas auf der Friedhofsmauer" probt. Wir werden den Onkel, solange er sein Unwesen treiben darf, immer wieder namhaft machen. Ebenso die mit ihrem "Und das Wetter morgen . . ." die letzten Nerven strapazierende ZIB-Tante Veit. So gesehen war es nur ein Trost und nicht die reine Freude, dass wir zu den Feiertagen mit den großen Stimmen eines Marcel Prawy, Sepp Forcher und der Bartoli ausgiebig beschenkt worden sind.