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Über dem Touristenzentrum Naama Bay im ägyptischen Badeort Sharm el-Sheikh sind Flammen und Rauchwolken zu sehen. Nach den nächtlichen Bombenexplosionen mit mehr als 60 Todesopfern irren Touristen am Samstag durch die Straßen, Rettungskräfte suchen nach Opfern. Mit weißen Laken bedeckte Leichen werden abtransportiert, Krankenwagen bringen Verletzte in die Krankenhäuser.
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"Es sah so aus, als ob viele Leichen auf der Straße verstreut liegen", berichtet der britische Polizist Chris Reynolds, der in Sharm el-Sheikh Urlaub macht, dem Sender BBC. Er hielt sich zum Zeitpunkt der Anschläge in der Nähe eines Cafés am Alten Markt auf. Dort allein sollen 17 Menschen ums Leben gekommen sein.
Ein weiterer Polizist aus London, Charlie Ives, berichtet von einer "Massenhysterie". "Wir haben versucht, die Leute zu beruhigen." Die Explosion sei so stark gewesen, "dass wir praktisch aus dem Café geschleudert wurden".
In der weitläufigen Anlage des Hotels Ghazala Gardens flüchten sich die Gäste nach der Bombenexplosion auf eine Grasfläche hinter dem Swimmingpool. Dort verbringen sie die Nacht auf Poolmatten oder direkt auf dem Boden. "Die Fensterscheiben wurden eingedrückt", berichtet David Stewart, ein Tourist aus Liverpool. Er kauert mit seiner Frau und den beiden jugendlichen Töchtern auf dem Rasen. "Jemand rief: 'Bewegt euch'. Das Licht war aus. Ich wusste nicht, was los war."
In der Hotelanlage mit 176 Zimmern sind Blutflecken auf dem Boden zu sehen. Äste von Bäumen und verbogene Metallstücke liegen verstreut. Bei Tagesanbruch sind Ermittler mit der Spurensuche beschäftigt, Arbeiter räumen Trümmer beiseite.
Der britische Tourist Fabio Basone befand sich im Hard Rock Café, als er eine kleinere Explosion hörte. Dann folgte eine größere, die eine Massenpanik ausgelöst habe. "Wir sind auf die Straße gegangen, dort trafen wir hunderte Menschen, die in alle Richtungen rannten und schrien. Ich sah, dass die Fassade eines Hotels weggesprengt war. Zwei Körper lagen auf dem Boden, aber ich weiß nicht, ob sie tot waren."
"Diese brennende Masse flog über meinen Kopf, schneller als ein Torpedo, und stürzte ins Wasser", berichtet Mursi Gaber, der zum Zeitpunkt der Anschläge einen nahe gelegenen Strand für den Tagesbetrieb vorbereitete. "Entlang der Stufen hinunter zum Strand lagen überall Leichenteile."
Am Alten Markt, wo die letzte der drei Bomben auf einem Parkplatz für Kleinbusse hochging, glimmt mehr als acht Stunden nach den Anschlägen noch immer das Wrack eines umgestürzten Minivans. In der Nähe klafft ein riesiger Krater. Blutlachen und umgekippte Stühle sind im Café zu sehen, in der Fassade eines Einkaufszentrums fehlen sämtliche Fensterscheiben. Trümmer eines weiteren Fahrzeugs, offenbar jenes, in dem sich der Sprengstoff befand, liegen über den weiten Platz verteilt.
(WZ Online)