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Aumayr Anna Elisabeth (FPÖ): "Politik soll man nur machen, wenn man Freude daran hat"

Von Ine Jezo-Parovsky

Politik

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Ihr Markenzeichen ist das Dirndl, sie liebt es, in ihrem Garten zu arbeiten, sie kocht gerne und eigentlich wollte Anna Elisabeth Aumayr Wirtin werden. Es kam anders · und das kündigte sich

eigentlich sehr früh an. Schon in ihrer Kindheit waren sie und ihre drei Schwestern ein streitbares Team, das sich für die Rechte der Frauen einsetzen wollte.

Politische Ambitionen, die Aumayr auch während ihrer Lehre als Bürokauffrau und dem Besuch einer landwirtschaftlichen Schule nie aus den Augen verlor.

Pension für Frauen

1990 zog die jetzt 38jährige Oberösterreicherin für die Freiheitlichen in den Nationalrat ein. Das brachte ihr endlich unter anderem auch die Möglichkeit, sich für die Verwirklichung ihres

politischen Traumes einzusetzen, der da lautet: Eine eigene Pension für Frauen, die Kinder großgezogen haben.

"Die Durchschnittspension bei den Bauern", so Aumayr, "beträgt rund 6.200 Schilling. Wenn der Mann stirbt, bekommt die zurückbleibende Frau noch weniger." Daß viele Mütter, so betont sie, die mit dem

Aufziehen von Kindern einen großen Beitrag für die Gesellschaft geleistet hätten, dann weit unter der Armutsgrenze ihr Leben fristen müßten, sei "eine Schande".

Darüberhinaus wünscht sich Aumayr einen Kinderbetreuungsscheck, der je nach Bedürfnis entweder für die Bezahlung eines Kindergartens oder einer Tagesmutter verwendet werden kann oder es Frauen auch

finanziell ermöglicht, zu Hause bei den Kindern zu bleiben.

"Österreich", so bekräftigt sie, "rühmt sich, ein so reiches Land zu sein. Da muß es doch drin sein, daß für Frauen etwas getan wird."

Der Bauer als Subventionsempfänger

Im heurigen Jahr wurde die resolute Bäurin · nach dem Ausscheiden des Kärntner Abgeordneten Reichhold · Agrarsprecherin der Freiheitlichen. Auf diesem Gebiet etwas zu bewegen, war ihr ebenfalls

schon immer ein großes Anliegen.

Jetzt, vier Jahre nach dem EU-Beitritt, so wettert sie, sei "Feuer am Dach". Denn die Ausgleichszahlungen liefen aus, es sei so, daß Bauern zu 70 oder 80 Prozent ihr Einkommen von öffentlichen

Förderungen bekommen und sie kenne keinen einzigen Bauern, der das wirklich will.

Vielmehr hätten die Bauern den Wunsch, sich ihren Lebensunterhalt durch angemessene Preise für ihre Produkte zu verdienen. In Österreich sei das aber besonders schwer, denn hierzulande müßten die

Bauern mehr für Betriebsmittel ausgeben als anderswo.

"Wir haben den höchsten Dieselpreis in Europa", beklagt sie und die versprochene Mehrwertsteueranpassung sei nicht vorgenommen worden, wodurch den Bauern nach Rechnung von Aumayr jährlich 1,7 Mrd.

Schilling entgingen und das seit vier Jahren.

Im Gegenzug dazu seien aber zum Beispiel die Preise für Schweinefleisch im letzten Jahr um die Hälfte gefallen, obwohl der Konsument davon wenig spüre. Ähnlich sei es bei Getreide und Milch. "Es ist

höchst an der Zeit", meint sie, "daß sich bei der Agrarpolitik etwas ändert, wenn wir wollen, daß es in diesem Land auch in Zukunft noch Bauern gibt."

Sie glaubt, daß durch ein Weiterverfolgen der derzeitigen Politik, die durch die Osterweiterung und die geplante Agrarreform im Rahmen der Agenda 2000 noch verschärft würde, nicht einmal die Hälfte

der Bauern überleben könnte.

"Man würde", so Aumayr, "einen Berufsstand, den es seit Jahrtausenden gibt, den Weltmarktpreisen und der Globalisierung opfern." Das aber, gibt sie zu bedenken, würde die Zahl der Arbeitslosen

vermehren. Denn es wäre doch ganz klar, daß jeder Bauer, der zusperrt, auf den Arbeitsmarkt drängt, der ohnehin schon übervoll sei.

Umdenken in der Agrarpolitik

Daher fordert die Freiheitliche einen Sockelbetrag für die Bauern und die Förderung des Arbeitsplatzes Bauernhof im Gegensatz zur derzeitigen Förderung großer Flächen. Aumayr ist auch überzeugt

davon, daß nur eine Renationalisierung der landwirtschaftlichen Einkommenspolitik bei gleichzeitiger Kürzung der Zahlungen nach Brüssel eine Entspannung bringen könnte. Dabei, so betont sie, gebe es

schon große Unterstützung von bayrischen Politikern.

Denn es sei "Unsinn, die Agrarpolitik vom Nordpol bis Sizilien gleichzuschalten." So hätten etwa die französischen Bauern andere Bedingungen und andere Anliegen als die österreichischen. Die

Engländer hätten bedeutend größere Flächen und völlig andere Strukturen, daher könne man unmöglich alles über einen Kamm scheren.

Das Glück der Erde ...

Entmutigen läßt sich Aumayr jedenfalls nicht. Auch wenn die Anträge, die sie im Nationalrat einbringt, praktisch immer abgelehnt werden. "Man muß einen langen Atem haben in der Politik", meint

sie, "und ich erlebe es immer wieder, daß die eine oder andere freiheitliche Forderung doch umgesetzt wird, wenn auch durch umformulierte Anträge der Regierungsparteien." Ein solcher Erfolg gebe ihr

immer wieder Auftrieb.

Aumayr ist aber auch sicher, zu wissen, wann die Zeit für sie gekommen ist, dem Job als Abgeordnete ade zu sagen. Denn die Frage, ob sie noch genug Ideen einbringen könne, stelle sie sich immer

wieder. Natürlich sei sie sich bewußt, daß "man versucht, zu sich selbst besonders tolerant zu sein, auch wenn man zu anderen nicht so tolerant ist." Aber man müsse sich die Frage, ob man in der

Politik noch etwas zu bieten habe, "ehrlich vor Augen führen und ehrlich beantworten." Derzeit mache ihr diese Arbeit noch große Freude.

Angst vor der Zukunft nach einem Ausscheiden aus dem Nationalrat hat sie dennoch nicht. Sie hat jede Menge Hobbies. Sie töpfert und malt, sie liest gerne gute Bücher, sie interessiert sich für

Homöopathie und sie wohnt in einem wunderschönen Bauernhof. Einen Großteil des prächtigen Vierkanters, des Erbhofs ihres Mannes, hat sie mit viel Mühe und viel Zeitaufwand bereits renoviert, bevor

sie in den Nationalrat einzog. In wochenlanger Arbeit hat sie unter altem Verputz versteckte Stukkaturen freigelegt, Türen aus dem 17. Jahrhundert wieder auf Hochglanz gebracht oder den ehemaligen,

mit Säulen verzierten Reitstall zu einem Wohnraum umfunktioniert. Keine Frage, daß ihr das große Anwesen noch ein weites Betätigungsfeld bieten wird.

Auch ihr finanzielles Auslangen wird die Familie Aumayr immer finden. Sie hat sich auf Pferde spezialisiert. Und mit dem Vermieten von Reitpferden wird sich, so hofft Aumayr, allemal Geld verdienen

lassen.Õ

Ine Jezo-Parovsky ist Mitarbeiterin der ORF-Parlamentsredaktion

OKTOBER 1998