Was ist in der Pandemie gut gelaufen, wo sind Fehler passiert?
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Bald sind es drei Jahre, seit die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Covid-19 zur Pandemie erklärt hat. Das war am 11. März 2020. Anfang Februar 2023 hat das Sars-CoV-2-Virus seinen Schrecken verloren, die Corona-Maßnahmen werden Schritt für Schritt zurückgenommen. Die Botschaft: Die Pandemie ist vorbei. Jetzt aber wirklich. Es gibt diesmal nicht nur Licht am Ende des Tunnels, sondern die Strecke im Tunnel scheint überwunden.
Höchste Zeit, Lehren zu ziehen und zu reflektieren, was gut gelaufen ist, wo welche Fehler passiert sind und wie man Staat und Gesellschaft besser auf die nächste Pandemie vorbereiten kann.
Während die Wissenschaft und der medizinische Sektor brillierten - ein Impfstoff wurde in Rekordtempo bereitgestellt, das medizinische Personal hat Übermenschliches geleistet -,hat die Politik weniger überzeugt. Unklare Botschaften (Maske rauf! Maske runter!), Kompetenzwirrwarr und Föderalismusdschungel, leere Versprechungen und PR-Stunts haben die Bürgerinnen und Bürger verunsichert. Einer der Höhepunkte war, als Sebastian Kurz die Impflinge mit dem russischen Impfstoff Sputnik versorgen wollte.
Schulschließungen und ein Besuchsverbot in Pflegeheimen würde man aus heutiger Sicht nicht mehr verordnen und man würde wohl insgesamt mehr auf das Verantwortungsbewusstsein der Bürgerinnen und Bürger vertrauen und weniger auf dem Weg der Verordnung lösen. Die Wirksamkeit der Impfung wurde - vor allem, als die Omikron-Variante grassierte - überschätzt, aus heutiger Sicht ließe sich die Impfpflicht nicht mehr argumentieren. Die Einsetzung einer wissenschaftlichen Kommission, in der all diese Fragen nüchtern diskutiert werden und die Handlungsanleitungen erstellt, wie wir besser durch die nächste Gesundheitskrise kommen, ist ein erster Schritt. Doch die Medien (einschließlich der "Wiener Zeitung") würden es sich zu einfach machen, die Verantwortung "der Politik" zuzuschieben: Alle gesellschaftlichen Player müssen ihre Rolle in der Pandemie kritisch durchleuchten. Wurden die von der Politik verordneten Maßnahmen von den Journalistinnen und Journalisten kritisch hinterfragt? Wurde stets sauber zwischen verständlicher Skepsis einerseits und wirrköpfiger Corona-Leugnung und paranoider Verschwörungstheorie andererseits getrennt? Leider nicht, ein Mea culpa ist angebracht. Freilich: Niemand konnte damals wissen, wie gefährlich Covid-19 tatsächlich sein würde. Die derzeitige hohe Übersterblichkeit könnte darauf hindeuten, dass die Spätfolgen der Krankheit vielleicht schlimmer sind, als ursprünglich angenommen.
Aus Fehlern wird man klug - hoffentlich, denn die nächste Pandemie kommt bestimmt.