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Geld aus dem Fenster zu werfen, muss keine schlechte Idee sein. Es sollten jedenfalls Scheine sein, denn Münzen könnten die Menschen verletzen. Das Fenster darf auch nicht zu hoch sein, der Wind nicht zu stark, sonst trägt er das Geld irgendwohin. Und das Fenster sollte auch nicht in einen unzugänglichen Lichthof führen. Da würde es hinunterfallen und so lange liegen bleiben, bis entweder eine Taube oder die Inflation das ganze Geld auffrisst.
Wenn das Fenster aber auf eine Straße blickt, auf der Menschen, die es auch wirklich nötig hätten, vorbeigehen, wäre der Fenstergeldwurf keine schlechte Idee. Eine merkwürdige Form des Spendens zwar, aber sicher besser als gar keine Form.
In der Realität wird freilich niemand auf die Idee kommen, sein Geld zum Fenster hinauszuwerfen, im übertragenen Sinn kommt es aber schon vor, und zwar gar nicht einmal so selten. Im Fußball ist immer irgendwo ein solches Fenster offen. Beispielsweise in Machatschkala, in der russischen Provinz Dagestan.
Der Milliardär Suleiman Kerimow finanziert den örtlichen Klub Anzhi und hat sich diesen Sommer Samuel Eto’o um 30 Millionen Euro geleistet. Der Stürmer selbst verdient pro Jahr 20 Millionen Euro. Wenn man weiß, dass Eto’o in Afrika eine ganze Reihe von Sozialprojekten unterstützt, kann man diesen Transfer auch als versteckte Entwicklungshilfe verstehen. Schlecht?
Und wenn Kerimow, der im Sommer seinen Trainer so mittendrin in der Saison feuerte, dem neuen Coach Juri Krasnoschan einen Fünfjahres-Vertrag gibt, ist das natürlich auch eine Art Fenstergeldwurf. Denn glaubt Kerimow wirklich, dass er Krasnoschan so lange aushalten wird? Klubs wie Anzhi pflegen ihre Trainer alljährlich zu feuern. Nicht einmal José Mourinho hat einen so lange laufenden Vertrag. Kerimow kann es sich im Fall der Fälle natürlich leisten, Krasnoschan weiterzubezahlen. Der Trainer kann sich dann bei vollen Bezügen um einen neuen Arbeitgeber umsehen. Wenn Kerimow also seinen Trainer sozial absichert, ist das ja eine durchaus nette Form des Fenstergeldwurfs.