"Liebe Mitbürger, Genossen und Genossinnen! Zum ersten Mal in er Geschichte spricht ein Bürger der CSSR zu Ihnen aus dem Weltall. Dafür möchte ich (. . .) vor allem dem | Zentralkomitee der KP der Sowjetunion und dem Genossen Leonid Breschnew danken." Mit diesen Worten wandte sich Vladimir Remek am 3. März 1978 an seine ergriffenen Lands-leute. Jetzt kandidiert der KP-Volksheld für das EU-Parlament.
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Auf die Protektion der Kommunisten muss der pensionierte Kosmonaut auch jetzt nicht verzichten. Immerhin kandidiert er auf der Liste der Tschechischen Kommunistischen Partei KSCM, die nach den jüngsten Umfragen in der Wählergunst auf Platz zwei liegt und damit die Sozialdemokraten überholt hat.
Der 55-jährige Remek, gewesener Luftwaffen-Oberst und zur Zeit als Handelsattaché der tschechischen Botschaft in Moskau tätig, hat gute Chancen, bald wirklich als EU-Abgeordneter in Straßburg tätig zu werden. Aus der tschechischen KSCM-Zentrale verlautete, man wolle Remek auf den aussichtsreichen zweiten Platz der Kandidatenliste setzen. Zum KSCM-Spitzenkandidaten soll der Vizechef der Partei, Miroslav Ransdorf, werden, hieß es.
Während Remek bei Tschechiens Jugend eher unbekannt ist, ist es die Generation der Älteren, die den von der KP einst zur Nationalfigur hochstilisierten "Pionier des Alls" gut im Gedächtnis behalten hat. Immerhin waren vor Remek außer US-Amerikanern und Russen noch keine Angehörigen anderer Nationen im Weltenraum gewesen. Der Sohn des damaligen tschechischen Luftwaffenchefs wurde bei seiner Rückkunft von den gleichgeschalteten Medien frenetisch gefeiert und als "Held der Tschechoslowakei" ausgezeichnet. Unter der Generation jener, die sich daran noch erinnern können, befinden sich auch die Wählergruppen, denen die KSCM ihre derzeitige Popularität schuldet.
Wobei die Kommunisten schon in der Vergangenheit versucht haben, Kapital aus dem Nostalgie-Renner Ramek zu schlagen. Letztes Jahr war er als Präsidentschaftskandidat und damit potentieller Nachfolger Havels im Gespräch.