Falscher Umgang mit Versehen. | Ratsame Leitsätze für Unternehmer. | Wien. Es ist ein Trend geworden, zu erklären, dass man in Unternehmen Fehler machen dürfe. Gewertet wird das dann meist fälschlicherweise als besondere Fortschrittlichkeit und Menschlichkeit. Bedenklich wird es etwa dann, wenn man Fehlermachen oder gar die Ermutigung dazu mit der Innovationskraft eines Betriebes in Zusammenhang bringt. Das kommt dem Bejubeln der Cash Burn Rate - der Geschwindigkeit, mit der sich das Vermögen eines Unternehmens verringert - zu Zeiten der New Economy gleich.
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Gerade vom professionellen Umgang mit Fehlern hängt viel ab. "Fehler darf man machen, aber nie denselben zweimal" oder "Fehler darf man machen, aber man muss aus ihnen lernen" sind schon ein Fortschritt. Allerdings: Es gibt Bereiche, in denen man gar keine Fehler machen darf, auch nicht ein einziges Mal - etwa im Krankenhaus.
In einem Unternehmen geht es zwar nicht immer gleich um Leben und Tod. Aber es geht um sehr viel - um Arbeitsplätze, um Ressourcen und letztlich um unseren Wohlstand und unsere Wirtschaft. Folgende Leitsätze für Führungskräfte können ratsam sein:
Sind alle Mitarbeiter richtig für Ihre Aufgabe ausgebildet?
Wissen die Mitarbeiter, wie wichtig fehlerfreies Arbeiten ist?
Haben wir mögliche Fehlerquellen minimiert oder ausgeschlossen?
Gibt es einen Plan für den Umgang mit Fehlern?
Und schließlich: Wie gehe ich als Führungskraft mit Verbesserungsvorschlägen meiner Mitarbeiter um, die mich auf mögliche Fehlerquellen hinweisen?
Zwei Ausnahmen
Dass Fehler auch bei bestem Management passieren, ist eine Tatsache, mit der man leben muss. Daraus aber einen Freibrief abzuleiten und die Akzeptanz von Fehlern im Unternehmen als besonderen Managementfortschritt zu propagieren, ist gefährlich. Vom Verbot, Fehler zu machen, gibt es grundsätzlich nur zwei Ausnahmen. Erstens: Experimentieren unter kontrollierten Bedingungen ist erlaubt, notwendig und wichtig - schließlich ist das die Basis für Innovationen und Fortschritt. Die "Fehler" dabei haben keine schwerwiegenden Folgen und sind mit ein Grund, warum dafür spezialisierte Forschungs- und Entwicklungsabteilungen eingerichtet sind.
Zweitens: Anfangsfehler - wie etwa im Rahmen der Einarbeitung - sind ebenfalls akzeptabel. Auch das geschieht in aller Regel abgesondert vom laufenden Geschäft, unter Aufsicht und Anleitung. Hier gibt es noch die Möglichkeit Erfahrungen zu sammeln, bis man einigermaßen sicher sein kann, dass keine Fehler mehr vorkommen. Das ist nämlich der Zweck von Einarbeitungsphasen!
Gefährliche Fehlerangst
Oft wird dagegen eingewendet, dass es Organisationen gibt, in denen die Leute aus Angst, Fehler zu machen, überhaupt nichts mehr tun. Dies wird meist gerade dem öffentlichen und institutionellen Bereich nachgesagt. Wie man gerade bei Banken sehen kann, passieren gelegentlich große Fehler mit weit reichenden Folgen. Organisationen mit übersteigerter Fehlerangst sind pathologisch - und die Ursache für solche Entwicklungen sind meist schwere Führungsfehler; gerade im Umgang mit Fehlern der Mitarbeiter. Das ist aber ein Thema für sich.
Martin Hagleitner ist Geschäftsführer der Wiener Tochtergesellschaft des Malik Management Zentrum St. Gallen.