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Aus der Krise in die Zukunft

Von Anja Stegmaier

Wirtschaft
"Die E-Wirtschaft trägt insgesamt rund 2,5 Prozent zur österreichischen Wertschöpfung bei", sagt Michael Strugl, Präsident der Branchenvertreterin der E-Wirtschaft Österreichs Energie.
© Österreichs Energie/Christian Fürthner

Bis 2030 soll Österreichs Strom zu 100 Prozent aus erneuerbarer Energie kommen. Die hierfür notwendigen Maßnahmen würden auch die Konjunktur in der Corona-Krise ankurbeln.


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Die Corona-Krise ist weiter in vollem Gange - die wirtschaftlichen Folgen werden immer absehbarer. Die Rufe nach Konjunkturprogrammen demnach lauter. Auch die Elektrizitätswirtschaft hat die aktuelle Krise getroffen: Der Branche könnte heuer in der Erzeugung ein Rückgang des Marktvolumens von bis zu 970 Millionen Euro bevorstehen, sagt Michael Strugl, seit 15. Juni neuer Präsident von Österreichs Energie, vor Journalisten in Wien. Ging der Stromverbrauch während des Lockdowns in Privathaushalten leicht nach oben, brach die Nachfrage etwa in der Industrie drastisch ein. In der Spitze der Krise lag der Stromverbrauch bei minus 14 Prozent. Die Nachfrage ist hierzulande zwar wieder leicht gestiegen, im Vergleich zum Vorjahr liegt diese im Juli aber noch bei minus 7 Prozent, erläutert Karina Knaus, Chefökonomin der Branchenvertreterin der E-Wirtschaft. Österreichs Energie hat nun anlässlich des coronabedingten Konjunktureinbruchs eine Untersuchung veranlasst, die aufzeigt, mit welchen Maßnahmen am besten das wirtschaftliche Potenzial der E-Wirtschaft genutzt werden kann, um die Konjunktur zu beleben und Klimaneutralität herzustellen.

Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz dringend notwendig

Laut Studienleiterin Knaus gilt es in Infrastruktur, grüne Technologien und Bildung zu investieren. Der Anteil der Zukunftsinvestitionen müsse erhöht werden - bei den Konjunkturpaketen nach der Finanzkrise 2008 lag dieser hierzulande bei knapp 30 Prozent. Österreich lag damit weltweit lediglich im Mittelfeld.

Das Forderungspaket: Mehr erneuerbaren Strom erzeugen und effektiv nutzen, die Energieinfrastruktur ausbauen und verbessern und das Energiesystem flexibilisieren. "Wirtschaftliche Effekte von Investitionen in eine grüne Strominfrastruktur werden von Ökonomen für den Konjunkturaufschwung besonders positiv bewertet", so Knaus. Auch Förderung von Foschung und Entwicklung und Investitionen in IKT und saubere Mobilität stünden mit an erster Stelle.

Denn das komme nicht nur der Branche selbst zugute, erläutert Präsident Strugl. In einer Maximalvariante zur Transformation des Energiesystems könnte ein derartiges Konjunkturprogramm 43 Milliarden an Investitionen bewirken, die bis zu 180.000 Arbeitsplätze sichern könnten und eine inländische Wertschöpfung von 18 Milliarden Euro auslösen könnte, so Strugl. Wenn die Strombranche 3 Euro investiert, löst dies 2 Euro an Wertschöpfung (direkt, indirekt und als Einkommenseffekte) aus, geht aus der Untersuchung hervor. Die E-Wirtschaft trage so jetzt schon insgesamt rund 2,5 Prozent zur österreichischen Wertschöpfung bei (indirekt). Die Modernisierung und Digitalisierung der Netze erfordere Investitionen von rund 18 Milliarden Euro und stoße eine inländische Nachfrage von 13 Milliarden Euro an.

Doch der Knackpunkt liegt woanders. Österreich soll in zehn Jahren seinen Strom zu 100 Prozent aus erneuerbaren Quellen beziehen. Es brauche Investitionssicherheit für die Unternehmen, so Strugl. Der Plan der Regierung sieht vor, 27 Terrawattstunden (TWh) mehr Strom aus Sonne, Wind und Wasser bis 2030 zu schaffen. Eine "Steilvorlage", so Strugl, "so einen Pass muss man mal erwischen, denn die Zeit ist knapp", so der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Verbund AG. Und es müsse ökonomisch machbar sein, deswegen sei das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz dringend noch heuer notwendig, so der ÖVP-Politiker, der betont, dass auch das Energieeffizienzgesetz novelliert gehöre.

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