Zum Hauptinhalt springen

Aus der Rolle gefallen

Von Peter Bochskanl

Kommentare

Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 11 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Weihnachten kommt erst, der Wahlkampf aber ist schon voll da. Das zeigte sich auch in der "Pressestunde" am Sonntag in ORF2. Bundeskanzler Werner Faymann brillierte als rhetorischer Eloquenzmeister, der alles be- und notfalls auch zerreden kann. Seine vereinfachenden Erklärungen komplexer Probleme erweckten wohl bei vielen Zusehern den Eindruck hoher Plausibilität. Wie etwa die Argumentation, warum Österreich von einem höheren EU-Beitrag profitieren werde. Die harten Fragen der neuen Chefredakteurin der Kärntner "Kleinen Zeitung", Eva Weissenberger, fing er trotz mehrmaligen Nachstoßens geschickt auf, um dann die von ihm gut vorbereiteten Botschaften etwa zur Heeres-Volksbefragung an den Mann zu bringen. Da hatte auch der TV-Vize-Chefredakteur Hans Bürger kaum Chancen, konkrete Antworten auf seine durchaus nicht wohlmeinenden Fragen zu erhalten. Der Druck des Wahljahres 2013 mit seinen sechs Urnengängen und vor allem des Salzburger Finanzskandals ließen Faymann aber dann doch aus der Rolle des souveränen Kanzlers ins koalitionäre Hick-Hack fallen. Er forderte zwar "gläserne Kassen", attestierte Finanzministerin Maria Fekter aber "unanständiges Verhalten", weil sie eine "Trioka" nach Salzburg entsenden will. Und er unterstellte der Salzburger ÖVP, mit ihrer sicher interpretierbaren Neuwahlforderung die Finanzaffäre zum Prägen von "politischem Kleingeld" zu nutzen. Fraglich, ob es heuer vor dem Start des Wahljahres eine weihnachtsfriedliche Zwischenphase geben wird.