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Aus für Geldvernichter

Von Martin Sattler

Wirtschaft

Mehr Controller in die Verwaltung. | Kostenkontrolle im Kulturbereich.


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Wien. "Wenn ein Musical über 200 Mal ausverkauft ist und das Theater trotzdem Verluste schreibt, dann stimmt etwas nicht", ärgert sich Wolfgang Berger-Vogel, Vorsitzender des Internationalen Controller Vereins; Für den Finanzexperten ein Beweis des mangelnden Kostenbewusstseins im öffentlichen und im Kulturbereich. Da die öffentliche Hand vorrangig Güter und Leistungen für das Allgemeinwohl produziert, fehlt die in der Wirtschaft regulierende Erfolgskontrolle im Wettbewerb um das beste und günstigste Angebot.

Für Berger-Vogel wäre es daher sinnvoll, auch im öffentlich finanzierten Bereich - neben den Ämtern vor allem Gesundheits- und Kultureinrichtungen - vermehrt Controllinginstrumente einzusetzen, um das Missverhältnis zwischen Kosten und Einnahmen zu beseitigen oder zumindest zu minimieren. "Die Verwaltung sollte sich realistische Ziele setzen und deren Umsetzung auch überprüfen", so der Finanzexperte. Voraussetzung ist, dass diese Ziele quantifizierbar sind - etwa die Reduktion des Personals um einen bestimmten Anteil, die Beschleunigung von Verwaltungswegen um gewisse Tage oder die Auslastung eines Theaters.

Problem Gesundheit

Wird ein Ziel nicht erreicht, kann der Controller einerseits schnell die Ursachen ermitteln und andererseits neue Methoden zur Zielerreichung vorschlagen. Er hilft somit, die öffentliche Leistung ziel- und kennzahlenbasierend ohne einseitige Ausrichtung auf finanzielle Aspekte zu betrachten, und gibt Empfehlungen zur Erreichung der Ziele ab. Dabei sollte sich die öffentliche Hand auch fragen, welche Leistungen sie im Interesse der Allgemeinheit überhaupt erbringen muss, wie sich diese Leistungen auf den Finanzbedarf auswirken und wie sichergestellt wird, dass die Leistungen so günstig wie möglich erbracht werden.

Vor allem im Gesundheitswesen gibt es für Berger-Vogel noch viel Einsparungspotential: "Wenn der Leiter eines Spitals Arzt ist, wird er den Einsatz etwa eines Computertomographie-Geräts oder die Transplantation eines Organs anders als ein Kostenrechner beurteilen." Daher sollte ihm ein Kaufmann zur Seite gestellt werden, der ohne Scheuklappen auch heikle Dinge wie Notwendigkeit und Verfügbarkeit sowie Verweildauer der Patienten berücksichtigt.

Publikumsmagnet

Gleiches gilt für den Kulturbetrieb. "Heute wird kaum auf die Zahl der Zuschauer oder deren Zufriedenheit geachtet. Kultur ist aber kein Selbstzweck", so Berger-Vogel. Würde man sich auch hier Ziele setzen und die Kartenpreise von der Akzeptanz durch die Besucher abhängig machen, so wären Publikumsmagnete wie Salzburger Festspiele und Neujahrskonzert wesentlich größere finanzielle Erfolge als bisher; und das bei gleichbleibender künstlerischer Qualität.