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Aus für Nebenbahnen: ÖBB drückt aufs Tempo

Von Helmut Dité

Wirtschaft

Bus statt Bahn auf 15 Strecken. | Niederösterreich am meisten betroffen. | Wien. 25 bis 30 Mio. Euro pro Jahr an Einsparungen sieht ÖBB-Chef Martin Huber - und will sein Nebenbahn-Konzept jetzt rasch durchsetzen. Noch heuer will man sich mit den Bundesländern einigen: Konkret sollen elf Regionalbahnlinien durch Bus-Verbindungen ersetzt werden. Sieben Schmalspurbahnen - darunter die traditionsreiche Mariazeller Bahn - wollen die ÖBB - womöglich für einen symbolischen Euro - an die Länder abtreten. Vier davon sollen ebenfalls einen Bus-Ersatz erhalten.


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Die meisten betroffenen Strecken liegen in Niederösterreich, drei Busersatzverbindungen treffen Oberösterreich, eine Kärnten und eine - Salzburg, über die aber noch verhandelt wird. Auf 17 weiteren Schienenstrecken, die endgültig stillgelegt werden sollen, fährt schon heute kein Personenzug mehr.

Im Gegenzug sollen 60 Prozent des derzeit noch 2260 Kilometer langen Nebenbahnnetzes weiter ausgebaut werden. Auf diesen Strecken werde man sowohl Schieneninfrastruktur als auch Busanschlüsse verbessern und auch den Güterverkehr erweitern, sagte Huber gegenüber der Austria-Presse-Agentur. "Uns geht es nicht darum, Verbindungen einzustellen, sondern darum, sie umzustellen auf Bus-Betrieb", versicherte Huber. Dies sei nicht nur kostengünstiger, sondern auch qualitativer hochwertiger.

Huber: "Bus ist besser"

Währender Bahnhof oft weit außerhalb des Ortszentrums liege, könne der Bus auch mehrere Punkte direkt im Ort anfahren. Auch touristisch sei dies oft interessanter. Selbst zwischen Krimml und Zell am See sei der Bus-Ersatz weit stärker ausgelastet als die durch Hochwasserschäden zerstörte Pinzgaubahn - eben weil der Bus bis direkt zu den Krimmler Wasserfällen gelange. In den Verhandlung über die Wiedererrichtung der Bahnstrecke hofft das Land Salzburg dennoch nach letztem Stand, dass ein anderer Betreiber wie etwa der Landesenergieversorger Salzburg AG die Bahn übernehmen könnte.

Ein Modell, das die ÖBB auch bei anderen Nebenbahnen selbst verfolgt. Eine Strecke mit regionalen Bindungen und touristischem Charakter, sowie spezifischen Einzigartigkeiten (z.B. Nostalgieverkehr) könne durch eine "regionale, gesamthafte Verantwortung zielgerichtet betrieben werden", heißt es im Konzept. Für die ÖBB, so Huber, seien diese Strecken aber nicht profitabel zu betreiben.

Bei Verkehrsinfrastrukturunternehmen wie der Bahn gehe es nicht nur um betriebswirtschaftliche Überlegungen, sondern auch um gesamtvolkswirtschaftliche, so SPÖ-Verkehrssprecher Kurt Eder in einer ersten Reaktion am Dienstag. Über die Stilllegung sei das letzte Wort noch nicht gesprochen: Das komme nach der Wahl vom neuen Verkehrsminister.

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