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Aus für russische Kohle

Von Marina Delcheva

Wirtschaft

EU-Sanktionen in Kraft. Russland war Österreichs zweitgrößter Kohleimporteur.


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Seit Donnerstag dürfen die EU-Staaten keine Kohle mehr aus Russland beziehen. Das nun in Kraft getretene Embargo auf russische Kohleimporte ist Teil des fünften Sanktionspakets gegen Russland, das im April beschlossen wurde. Die damals einberaumte 120-tägige Übergangsfrist ist nun abgelaufen. Zuletzt sank der Einsatz von Braun- und Steinkohle in Österreich, aber auch EU-weit. Kohle hat im Vergleich zu Gas und Erdöl eine noch schlechtere CO2-Bilanz. Das Embargo dürfte aber zusammen mit der Gaskrise die Verfügbarkeit von Kohle am Weltmarkt senken und die Preise in die Höhe treiben.

Kohle ist der erste Energieträger aus Russland, den die EU als Antwort auf den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine sanktioniert. Mit Ende des Jahres soll auch ein Ölembargo in Kraft treten. Russland ist neben Gas- und Öl- auch ein gewichtiger Kohleexporteur. Rund ein Viertel der Braun- und Steinkohle kamen im Vorjahr aus Russland in die EU. In Österreich waren es 28 Prozent. Wobei Kohle als Energieträger hierzulande in den letzten Jahren an Bedeutung verloren hat. Für private Haushalte spielt sie keine Rolle mehr, sie kommt aber in der Industrie noch zum Einsatz.

Kaum Kohle für Mellach

Im Winter könnte sich das aber ändern. Im Zuge des Gasnotfallsplans und um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, hat die Bundesregierung den teilstaatlichen Energieriesen Verbund beauftrag, sein Kraftwerk in Mellach für den Ernstfall wieder auf Kohle umzurüsten. Der Ernstfall ist ein Gaslieferstopp aus Russland. Und eigentlich hatte man 2020 den Kohleausstieg besiegelt.

Jetzt wird die Anlage aber technisch auf Kohle umgerüstet, damit Gas durch Kohle in der Stromproduktion ersetzt werden kann. Einfach wird das aber nicht. Verbund-Chef Michael Strugl sagte vor einem Monat im Interview mit der "Wiener Zeitung", dass sowohl das Personal, als auch die Kohle in großen Mengen für den Standort fehlen. Stromproduktion mittels Kohle sei erst 2023 möglich. Zudem sei noch offen, wer die Kosten für das Umrüsten und die Kohlebeschaffung trage - also ob Verbund oder Bund -, wie ein Sprecher auf Nachfrage erklärte.

Braun- und Steinkohle sind außerdem am Weltmarkt derzeit schwer zu bekommen. Im Vorjahr hat Österreich laut Statistik Austria 3,34 Millionen Tonnen Steinkohle importiert. Mit 1,375 Millionen Tonnen war Polen Importland Nummer eins, gefolgt von Russland mit 942.200 Tonnen. Der Rest kam aus Australien, den USA und Ungarn.

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Derzeit sind aber, unabhängig von den Sanktionen, größere Kohlemengen am Weltmarkt kurzfristig nicht verfügbar. Bevor Mellach 2020 aus der Kohle ausstieg und auf Gas umgerüstet wurde, wurden dort jährlich 400.000 Tonnen Kohle verheizt. Dem Vernehmen nach hat man schon in Polen, Südafrika und anderen Ländern angefragt. Allerdings fehlen auch Transportkapazitäten.

Auch der größte heimische Industrieriese, die voestalpine, benötigt Kohle für die Hochofenproduktion. Dort habe das Kohleembargo aber keine unmittelbaren Auswirkungen, wie eine Sprecherin auf Nachfrage erklärt: "Bereits in den vergangenen Wochen wurden Maßnahmen getroffen, um zusätzliche Kohlemengen zu beschaffen. Die Versorgung wird auf bestehende und neue Lieferanten umgeleitet, um den Betrieb sicherzustellen", so Beatrix Exinger. Die Kohle komme großteils aus den USA, Polen oder Australien.