Zum Hauptinhalt springen

"Aus Robin Hood wurde der Sheriff von Nottingham"

Von Arian Faal

Wirtschaft

Irans Wirtschaft droht der Kollaps. | Krise als Schlüssel für Präsidentschaftswahlen im Juni. | Teheran/Wien. Es sollte eigentlich eine willkommene Nachricht der Zentralbank für den wegen der Wirtschaftskrise unter Druck geratenen iranischen Präsidenten Mahmoud Ahmadinejad sein: Die Inflationsrate im Gottesstaat sank im Dezember 2008 auf 26,4 Prozent, im November hatte sie - nachdem sie Mitte 2008 schon die 30-Prozent-Marke zu knacken drohte - noch 28,3 Prozent betragen.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 15 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Wirklich freuen kann sich Ahmadinejad über diesen kleinen Trost nicht, denn bei seinem Amtsantritt im August 2005 lag die Inflation noch bei etwa 11 Prozent. "Er ist als Robin Hood angetreten, hat die Korruption im Ölsektor kritisiert und keine effizienten Schritte gesetzt. Nun haben wir das Dilemma: Ahmadinejad hat den Iran an den Rand des wirtschaftlichen Ruins getrieben und wurde durch die Teuerungswelle und den sinkenden Ölpreis selbst zum Sheriff von Nottingham", kommentiert ein mächtiger "Bazari" (Händler) in Teheran.

Die hohen Einnahmen aus dem Ölministerium wurden in den vergangenen Jahren immer öfter dazu verwendet, die ärmere Schicht durch Subventionen für Alltagsgüter zu unterstützen. Ahmadinejad konnte seinen Landsleuten bessere Lebensbedingungen versprechen.

Notbremse beim Öl

Doch nach dem Rückgang des Ölpreises um 60 Prozent stößt diese Politik nun an ihre Grenzen. Ähnlich wie in den 70er Jahren unter dem Schah drohen dem Iran nun gravierende politische und wirtschaftliche Probleme. Der Sinkflug des Ölpreises, die immer teureren Grundnahrungsmittel und die steigenden Alltagskosten haben dem Regime in Teheran einen gewaltigen Strich durch die Rechnung gemacht und könnten Ahmadinejad bei den Präsidentschaftswahlen im Juni die Wiederwahl kosten.

Eine Notbremse wurde schon gezogen: Teheran hat im Gleichklang mit der Opec seine Ölfördermenge ab 2009 um 326.000 Barrel am Tag reduziert. Ob das allein reicht, um die Krise zu meistern, darf bezweifelt werden, denn wie eine aktuelle, nicht-amtliche Umfrage (siehe Grafik) von iranischen Studenten unter 5000 überwiegend jungen Persern zeigt, ist die Bevölkerung, für die das "nackte Überleben" und eine Leistbarkeit des Alltags im Moment die Hauptsorgen sind, sehr enttäuscht vom ehemaligen Robin Hood.