Rudolf Haberleitners Investmentfonds "TAP 09" will alle 1350 Standorte und 4600 Mitarbeiter behalten.
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Wien. Alle freuen sich. "Hurra, ihr seid gerettet", ist am Dienstag eine Schlecker-Filialleiterin in Wien von einer erfreuten Stammkundin, die es im Radio gehört hatte, informiert worden - den Angestellten selbst hatte man per Mail am Vorabend nur angekündigt, dass es "bald eine Lösung geben" werde. Jetzt ist die Angestellte "erleichtert" und freut sich.
Der Insolvenzverwalter von Schlecker-Deutschland, Arndt Geiwitz, freut sich gar "wie ein kleines Kind" über den überraschend doch noch gelungenen Verkauf der Österreich-Tochter.
"Wir freuen uns über den Zuschlag", sagte Rudolf Haberleitner, Vorstandschef der Wiener Investmentgesellschaft "TAP 09" - die Insolvenzgefahr sei abgewendet, in allen 1350 Filialen soll die Ladenkette künftig unter dem Namen "daily" neben Drogerieartikeln auch weitere Waren für den täglichen Bedarf anbieten: "Die Kunden sollen in direkter Nachbarschaft einkaufen können."
Auch GPA-djp-Gewerkschaftschef Wolfgang Katzian freut sich über die Ankündigung des Investors, allen 3000 Mitarbeitern in Österreich und den 1600 Beschäftigten in den an der Österreich-Tochter hängenden Schlecker-Filialen in Polen, Belgien, Luxemburg und Teilen Italiens "eine Weiterbeschäftigung anbieten" zu wollen, er pocht aber auf die Einhaltung der bestehenden Arbeitsverträge.
Auch Peter Schnedlitz, Vorstand des Instituts für Handel und Marketing an der Wiener Wirtschaftsuniversität würde sich gern freuen: "Ich wäre ein begeisterter Zeitzeuge, wenn es gelingt, eine Erfolgsstory zu schreiben", sagte er. "Vielleicht gelingt den neuen Schlecker-Eignern die Lösung des Gordischen Knotens. Ich hoffe darauf, allein mir fehlt der Glaube." Schließlich sei Österreich mit 6000 Geschäften bereits "overstored". An den meisten Standorten seien in der Vergangenheit schon Lebensmittelketten wie Adeg, Nah&Frisch oder Spar gewesen - deren Abzug sei wohl nicht ohne Grund erfolgt. Auch mit Lebensmitteln, Getränken oder Tierfutter sei an zahlreichen Standorten von Schlecker - vor allem auf dem Land - bereits gehandelt worden.
Die Standortgarantie - samt gewünschter Mietenreduktion - habe ihn am meisten überrascht, sagte der Professor. Denn Geschäfte mit weniger als 250 Quadratmetern Verkaufsfläche seien einfach mehr zeitgemäß -"und Schlecker hat davon einige".
Details zum Kaufpreis oder zu den Investoren hinter dem österreichischen Private Equity-Fonds TAP 09 wurden nicht genannt. Auch ob der 28-Millionen-Euro Warenkredit der Insolvenzverwaltung an Schlecker-Österreich komplett zurückgezahlt wird, wurde von einem Sprecher der Insolvenzverwaltung nicht beantwortet: "Ich kenne die Vertragsdetails nicht."
Käufer auch für "Ihr Platz"
Die Immobilien-Deals der Schlecker-Kinder in Österreich seien hingegen nur ein "Randthema", meinte der Sprecher. Die deutsche Staatsanwaltschaft werde bei den laufenden Ermittlungen die Verkäufe überprüfen, "vielleicht kann noch eine Million rückübertragen werden". Lars und Meike Schlecker kauften - wie berichtet - nach der Insolvenz von Schlecker Deutschland am 29. Februar 2012 die beiden Schlecker-Logistikcenter in Pöchlarn und Gröbming. Schon am 17. Jänner sollen sie außerdem die Österreich-Zentrale in Pucking übernommen haben.
Auch für die weiteren Schlecker-Töchter zeichnen sich Übernahmen ab: "Gute News" zum Verkauf von Schlecker-Tschechien und auch der Spanien-Tochter werde es in den nächsten Tagen geben, kündigte der Sprecher an.
Nach einem "Handelsblatt"-Bericht gibt es auch einen Käufer für weitere 45 Filialen der deutschen Schlecker-Tochter Ihr Platz: Der Vertrag mit der deutschen H.H. Holding mit den Discount-Marken Kik, Tedi und Woolworth sei unterschrieben. Gut 200 IhrPlatz-Filialen hat der Insolvenzverwalter bereits an die deutsche Drogeriemarkt-Kette Rossmann sowie die österreichische MTH Retailgroup von Josef Taus ("Libro", "MäcGeiz") verkauft. Damit stehen noch gut 250 Filialen zum Verkauf. Die Schlecker-Gruppe, einst Deutschlands größte Drogeriemarkt-Kette mit zuletzt 47.000 Mitarbeitern, war zu Jahresbeginn unter hohen Schulden zusammengebrochen. Die Schlecker-Gläubiger sitzen auf unbezahlten Rechnungen von mehr als einer Milliarde Euro.