ÖVP verliert erstmals achten Bezirk. | Grüne mit 32,3 Prozent klar voran. | Josefstadt.Der Sieg der Josefstädter Grünen bringt den einzigen Bezirksvorsteher-Wechsel dieser Wahl. Lagen sie 2001 mit knappem Abstand noch hinter Schwarz und Rot, so sind die Grünen nun mit einem Vorsprung von drei Prozent voran. Überrascht? "Vom Sieg keineswegs, damit habe ich fix gerechnet. Dass wir aber fast ein Drittel aller Stimmen bekommen haben, war unerwartet", so der neue Bezirksvorsteher Heribert Rahdjian.
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Auch für die bisherige Bezirkschefin Margit Kostal war es ein unerwartetes - und vor allem bitteres Ergebnis. 60 Jahre lang hatte die ÖVP die Josefstadt regiert, nun erreichte sie erstmals nur den zweiten Platz.
Kostal über den Grünen-Sieg: "Wahrscheinlich spielte es eine Rolle, dass sie mit Rahdjian, einem ehemaligen VP-ler, ein bürgerliches Flaggschiff vorangestellt haben und so in unserer Wählerklientel gefischt haben."
Kostal selbst wird noch diese Woche als Chefin des Bündnisses "Pro Josefstadt" (VP & Bürgerforum Josefstadt) ihren Rücktritt anbieten. Wer ihr Nachfolger wird, ist aber noch nicht geklärt, vermutlich dürfte Andreas Ottenschläger, Bezirksparteiobmann der VP Josefstadt, zum Zug kommen. Er wäre wohl schon lange Bezirksvorsteher, bestünde für diese nicht ein gesetzliches Nebenbeschäftigungsverbot.
Unglücklicher Dritter ist der vormalige Zweite: Die SP legte diesmal zwar um fast vier Prozent zu, dennoch blieb man hinter Schwarz - das aber äußerst knapp, der Abstand auf "Pro Josefstadt" beträgt nur 40 Stimmen. "Wir wollten Erste werden, nun sind wir nur Dritte. Glücklich bin ich nicht", so Manfred Kerry, Josefstädter SP-Frontmann.
Bei der Gemeinderatswahl landete die SPÖ im Bezirk jedoch erneut an erster Stelle, während die Grünen nur dritte sind. Es scheint eine Art Zweitstimmentausch zwischen Rot und Grün gegeben zu haben.
Schwarz muss sich damit abfinden, mit einer wenig bürgerverbundenen Vorsteherin untergegangen zu sein. Kostal hatte sich parteiintern als Gegnerin von Schwarz-blau exponiert, im Bezirk wurde sie durch die Ortswahl für die Volksgarage unbeliebt: Diese wurde am Schlesingerplatz direkt vor der (viele meinten: für die) Bezirksvertretung gebaut - direkt neben der einzigen schon vorhandenen Großgarage des extrem parkplatzarmen Bezirks.
Schädlich war für die ÖVP aber auch, dass sie im Bezirk auf dem Stimmzettel erst an siebenter Stelle und mit einer nur wenig bekannten Bezeichnung zu finden war. Das ist eine Folge der Fusion mit einer kleinen Bürgerliste.