Rund 400 Absolventen sollen ab Herbst 2023 dazu beitragen, den steigenden Bedarf an Fachkräften zu decken.
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Die Europäische Union redet im Rahmen ihrer Bestrebungen, fossile Brennstoffe zurückzudrängen und "grüne" Jobs im Umwelt- und Klimaschutzbereich zu schaffen, darüber. Vizekanzler Grünen-Chef Werner Kogler wird nicht müde, zu betonen, dass Investitionen in den Umwelt- und Klimaschutz auch Arbeitsplätze bieten. Das Land Niederösterreich geht jetzt nach eigenen Angaben mit dem ersten Ausbildungszentrum speziell für den Klimaschutz in ganz Europa voran: In Sigmundsherberg im Bezirk Horn wird der bisherige Standort des Berufsbildungszentrums künftig Standort und Ausbildungsstätte mit Schwerpunkt Klimaschutz sein, indem 400 Personen pro Jahr sowohl die Lehre für Sanitär- und Lüftungstechnik, aber auch Weiterbildung etwa zur Errichtung von Photovoltaikanlagen absolvieren können sollen.
Die Umgestaltung des 1975 vom der damaligen Arbeitsmarktverwaltung, heute das Arbeitsmarktservice (AMS), geschaffenen Ausbildungszentrums für Jobsuchende in der Metall- und Elektrobranche wird bis zum Start im Herbst kommenden Jahres zum beruflichen Bildungszentrum für Klimaschutz umfunktioniert und ausgebaut. Für den Geschäftsführer des AMS Niederösterreich, Sven Hergovich wird damit Sigmundsherberg im Waldviertel zum Vorreiter für den beruflichen Nachwuchs im Bereich der erneuerbaren Energien, umweltbezogener Gebäudetechnik und moderner, energieeffizienter Haustechnologie.
Bei Weitem nicht genügend Personal vorhanden
Unternehmen, die etwa Photovoltaikanlagen installieren, haben spätestens seit dem Hinaufschnellen der Energiepreise als Folge des Kriegs von Russland in der Ukraine darüber geklagt, dass bei Weitem nicht genügend Personal vorhanden sei, um die vollen Auftragsbücher und den wachsenden Andrang an Kunden bewältigen zu können. So mancher muss beim Umstieg auf klimafreundlichere Alternativenergie auf das kommende Jahr vertröstet werden.
Die Kosten für den vollständigen Um- und Ausbau des Berufsbildungszentrums Sigmundsherberg zum Ausbildungszentrum für neue "grüne" Arbeitskräfte werden mit 6,4 Millionen Euro veranschlagt. Die europaweite Ausschreibung läuft an. Beauftragt mit der Neugestaltung ist das BFI Niederösterreich, das schon bisher das Bildungszentrum führt.
Anlauf- und Infodrehscheibe für Unternehmen
Markus Wieser, der Präsident der niederösterreichischen Arbeiterkammer, verweist besonders auch auf die Kooperation des künftigen Ausbildungszentrums mit der Wirtschaft. Durch die Zusammenarbeit mit Energieversorgern, Fachverbänden und Wissenschaft entstehe ein Kompetenzzentrum in Sachen Klimaschutz, hebt der AK-Chef hervor. Damit werde auch auf den wachsenden Bedarf der Unternehmen an Fachkräften reagiert. Im Vollausbau könnten im Ausbildungszentrum für Klimaschutz 400 Absolventen jährlich fertig geschult werden.
Der Standort in Sigmundsherberg wird nicht nur für Jobsuchende aus Niederösterreich offen stehen. Geplant ist auch, dass das AMS Niederösterreich mit dem Arbeitsmarktservice in anderen Bundesländern kooperiert. Darüber hinaus werden auch gezielt Kooperationen mit einschlägigen Unternehmen angeboten. Das könnten Organisationen und Firmen im Bereich der Windenergie ebenso sein wie der Wassernutzung und in der Abfallwirtschaft.
Darüber hinaus soll das Ausbildungszentrum im Waldviertel zu einer Art Informationsdrehscheibe für die Entwicklung im Bereich der Umwelt- und Klimaschutztechnologie werden. Auf dem Gelände ist daher ein eigener Info-Point für interessierte Unternehmen, aber auch Schüler und Privatpersonen vorgesehen. Im heurigen Jahr wird das Berufsbildungszentrum genützt, um 250 AMS-Kunden mit gut drei Millionen Euro an Fördermitteln zu unterrichten. (ett)