Kontinente gibt es heute keine mehr zu erschließen. Die Erde ist nicht nur detailliert kartografiert, sondern auch mit Hilfe von Satellitenbildern erschlossen. Die meisten Schätze sind gehoben, Grabmäler geplündert oder zu Museen geworden. Und technische Entdeckungen setzen mittlerweile enormes Vorwissen voraus. Viele Geheimnisse zu lüften gibt es also nicht mehr für neugierige Zeitgenossen.
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Außer sie schaffen einander selbst welche.
Dass weltweit hunderttausende Menschen sich seit zehn Jahren als Schatzsucher betätigen und im urbanen und ländlichen Bereich kleine oder große Boxen suchen die sie einander zuvor versteckt haben, mag auf den ersten Blick als banale Kinderei erscheinen. Doch das Geocaching spricht zwei archaische Grundbedürfnisse des Menschen an - den Entdeckertrieb und das Bedürfnis, die Welt zu überschauen.
Wenn die Erde ihre Geheimnisse preisgegeben hat, dann schaffen wir einander eben selbst welche. Überblick und Kontrolle sind in einer immer komplizierter werdenden medialen Gesellschaft längst Utopie geworden. Die Informationsflut hat schon bei vielen Fluchtgedanken aufkommen lassen. Und sei es nur in eine Parallelwelt aus anarchistisch versteckten Plastikdosen. Mit strengem Fokus, klarem Auftrag und direktem Erfolgserlebnis. Wo bekommt man das heute schon noch?