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Ausflug zu Saddams Palast

Von Hamza Hendawi

Politik

Bagdad - "So hat der gelebt, während wir nicht einmal Brot hatten!" Einwohner von Bagdad standen am Sonntag fassungslos im Präsidentenpalast El Salam am Westufer des Tigris.


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Und die Aufgebrachten nehmen mit, was noch zu kriegen ist. Ganze Familien, mit Frauen im schwarzen Tschador und vielen Kindern, fahren mit dem Auto oder Eselskarren zum Plündern. Zu besonders schweren Plünderungen kommt es in den westlichen Außenbezirken der Hauptstadt, wo eine schwarze Rauchwolke in den Himmel steigt. Auch hier sind ganze Familien mit dem Ausrauben der Kasernen und Militärlager beschäftigt, die sich kilometerlang an einer Straße mit ausgebrannten Panzern aneinander reihen. Aus einem Lager im Bezirk Abu Ghreib werden Toiletten, Spülbecken und Badewannen weggeschleppt.

Geplündert werden das Landwirtschaftsministerium und andere Behördengebäude. Ein militärisches Forschungsinstitut an der Palästina-Straße im Zentrum geht in Flammen auf - möglicherweise ein Brandanschlag. An einigen Stellen der Stadt übernehmen die Plünderer Doppeldeckerbusse, um ihr Raubgut nach Hause zu bringen. Die US-Truppen richten einige Straßensperren ein und durchsuchen Fahrzeuge aus dem Westen Bagdads. Hunderte von voll beladenen Autos strömen am Nachmittag ins Zentrum zurück.

Dort ist es inzwischen etwas ruhiger, sogar einige Geschäfte sind wieder geöffnet. Aber der Ärger ist groß, dass die US-Truppen dem Plündern tatenlos zugeschaut haben.