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Ausgangssperre nach dem Bombenterror von Jaipur

Von WZ-Korrespondentin Agnes Tandler

Politik

Islamistengruppe aus Bangladesch im Verdacht. | Neu Delhi. Jeden Dienstag kam Tara Chand Sharma zum Hanuman-Tempel am imposanten Sanganeri-Stadttor in der rosaroten Altstadt von Jaipur. Wie jeden Dienstagabend drängten sich die Gläubigen mit kleinen Körben am Heiligtum, das dem hinduistischen Affengott gewidmet ist, und boten Kokosnüsse, Süßigkeiten und Blumenketten dar. Doch während der 45-jährige Tara Chand mit zehn Freunden betete, detonierte eine Bombe und tötete den Vater von sieben Kindern auf der Stelle.


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Innerhalb von 15 Minuten explodierten sieben Sprengsätze in Jaipur, dem beliebten Touristenziel 300 Kilometer südwestlich von Neu Delhi. Mindestens 65 Menschen starben, mehr als 200 wurden verletzt. "Die Anschläge zielten darauf ab, maximalen Schaden anzurichten. Die Tatorte waren mit Bedacht gewählt", sagte der Polizeichef des Bundesstaates Rajasthan.

Im Zentrum Jaipurs verhängte die Polizei am Mittwoch eine Ausgangssperre. Die Straßen der Touristenmetropole, die für ihre Häuser und Gebäude aus rosarotem Stuck berühmt ist, waren leer. Noch am frühen Morgen waren viele Menschen am Hanuman-Tempel versammelt, wo am Abend auch Tara Chand getötet worden war, um gemeinsam für die Toten und die Überlebenden der Bombenanschläge zu beten.

Terror mit System

Die Behörden verdächtigen die in Bangladesch ansässige Terrorgruppe Harkat-ul-Jihad-al-Islami (Huji). Die Attentate von Jaipur ähnelten in ihrer Machart früheren Anschlägen, hinter denen ebenfalls die Huji vermutet werde, hieß es. Der 1992 gegründeten Organisation werden Verbindungen zur Al-Kaida nachgesagt. Die Gruppe wird auch für die Anschlagserie auf Märkte in Neu Delhi im Oktober 2005 mit 61 Toten und drei Attentate im März 2006 in der für Hindus heiligen Stadt Varanasi mit 20 Toten verantwortlich gemacht. Auch dort explodierten die Bomben an einem Dienstag, an dem viele Hindus ihre Tempel besuchen. Zudem soll der Doppelanschlag in Hyderabad im August 2007 auf das Konto der Huji gehen.

Doch trotz der vielen Opfer ist keiner der zahlreichen Attentate der letzten Jahre hinreichend aufgeklärt worden. Gewöhnlich sind die indische Polizei und die Medien schnell dabei, Islamistengruppen wie die Huji, die Lashkar-e-Taiba oder die Students Islamic Movement of India als Urheber des Terrors zu nennen, die alle drei Verbindungen nach Pakistan und Kaschmir haben. Doch handfeste Beweise werden nicht präsentiert.