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Ausgebrannt

Von Tamara Arthofer

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Tamara Arthofer
Tamara Arthofer ist Sport-Ressortleiterin.

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Der Gute-Laune-Kloppo war vorvorgestern, seit längerem schon sah man eher einen nachdenklichen Jürgen Klopp. Dass er nun im verflixten siebenten Jahr seiner Amtszeit in Dortmund um die Vertragsauflösung bat, mag zwar fürs Erste überraschend kommen, es hat sich aber angekündigt. Zur sportlichen Misere kamen Verstimmungen in der Mannschaft, die das Konstrukt der gelben Wohlfühloase nicht mehr aufrechterhalten ließen, dazu der Druck von außen und die Notwendigkeit, jeden Tag Leidenschaft versprühen zu müssen. Fußball-Trainer, ein Beruf an der Grenze zum Burnout? Diese Frage wurde schon 2011 öffentlich debattiert, nachdem Ralf Rangnick deswegen seinen Posten als Schalke-Trainer aufgegeben hatte. Später räumte auch Ottmar Hitzfeld ein, 2004 "kurz vor dem Burnout" gestanden zu sein. 2012 verabschiedete sich Pep Guardiola von Barcelona, um "raus aus dieser verrückten Fußball-Welt" zu kommen. Klopp habe zwar derzeit keine ähnlichen Pläne - allerdings vorerst auch keine anderen. Würde er diesen, in einigen Medien kolportierten, Weg also gehen, es wäre nur allzu verständlich. Riesiges Mitgefühl muss man freilich nicht haben, zumindest nicht verglichen mit Menschen in normalen Berufen, die sich eine unbezahlte Auszeit nicht so einfach leisten können wie hochbezahlte Trainer, die in vielen Fällen sogar ihren Marktwert dadurch steigern. Und doch sollte die Häufung zu denken geben: Fünfeinhalb Jahre nach dem Suizid von Robert Enke, als - wiewohl bei ihm andere Gründe dazu kamen - alle Welt über die Brutalität des Geschäfts sinnierte, hat sich nichts gebessert. Wie etliche Vorfälle aus den vergangenen Wochen belegen, eher im Gegenteil.