Seit 2017 wird das Haus am Ring umgebaut - innen gleicht es einem Rohbau. Der Plan, bis 2021 fertig zu sein, soll aber halten.
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Wien. Langsam zieht der rote Baukran vor der großen Feststiege des Parlaments die Personengondel hoch. Je höher sie steigt, desto mehr spürt man Kälte und Wind. Die Knie werden weich. Erst von ganz oben, gefühlt mitten in den Regenwolken, wird einem die Größe des Parlaments am Dr.-Karl-Renner-Ring bewusst - und damit das Ausmaß der Baustelle, die es gerade ist.
Von oben, wenn man aus der schwankenden Gondel die Kupferdächer fixiert, und auch, wenn man in der Straßenbahn an den Baugerüsten der Fassaden vorbeifährt, lässt sich kaum erahnen, was einen beim Betreten der Baustelle erwartet. Sie gleicht einem Rohbau. Fenster und Türen zwischen blanken Ziegelsteinen fehlen, Stuckaturen sind hinter Holzverschalungen erstarrt und da, wo einmal Wände und Fußböden waren, herrscht ein einziges Nichts.
Und doch gehe es weniger darum, umzubauen, sondern darum, die Strukturen im Sinne der Denkmalpflege zu erhalten, zu reinigen und zu konservieren, hieß es am Montag im Zuge eines Baustellenrundgangs von den Projektbeteiligten. Die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) hält 49 Prozent an der Parlamentsgebäudesanierungsgesellschaft m. b. H., 51 Prozent stehen im Eigentum der Republik, vertreten durch die Parlamentsdirektion.
Neues Besucherzentrum unter der Säulenhalle geplant
Im Herbst 2017 sind die Sanierungsarbeiten gestartet. Bis zum Frühling 2021 sollten diese abgeschlossen sein, damit im Sommer - acht Monate später als ursprünglich geplant - die Abgeordneten und Parlamentsmitarbeiter aus ihren Ausweichquartieren wieder zurückübersiedeln können. Dieser Plan soll halten, hieß es. Und die per Gesetz fixierte Kostenobergrenze für das Projekt, die bei 352,2 Millionen Euro liegt, muss halten.
Ein hehres Ziel, möchte man meinen. Dem Sitzungssaal des Nationalrates fehlen Boden und Dach. Darunter sollen ein Ausschusslokal und noch eine Ebene tiefer eine Technikzentrale entstehen. In den kommenden vier Wochen soll zunächst die Deckenschalung über dem zweiten Untergeschoß fertig sein.
Unter der Säulenhalle, da, wo im Moment kreischendes Sägen und dumpfes Klopfen widerhallen, ist das neue Besucherzentrum geplant. Weiter oben werden in einer eigens dafür eingerichteten Holzwerkstätte rund 740 Fenster und 500 Türen saniert. Wo vorige Generationen über das Holz lackiert hatten, werden die Rahmen vom Lack befreit und mit Leinöl behandelt. In einige kommt Panzerglas, andere werden thermisch isoliert. Zwischen den Großteil der Türblätter wird ein Feuerschutz montiert.
In den kommenden drei bis vier Wochen müssen die Böden im Dachboden abgedichtet sein. Spätestens dann will man nämlich mit dem Abtragen des Daches beginnen, um auch dieses zu sanieren. Über dem Plenarsaal soll anstelle des Dachstuhls und der Zwischendecke bis 2020 eine Glaskuppel entstehen und mit dieser ein Gästepanorama, in dem Besucher Sitzungen mitverfolgen können. Auf der neuen Dachlandschaft sind vier Terrassen mit einer Gesamtfläche von rund 400 Quadratmetern geplant.
Fast ausschließlich heimische Klein- und Mittelbetriebe
Noch sind Zukunftsvisionen wie diese in den dichten Staubwolken der Baustelle kaum ausnehmbar. Zwischen Starkstromkabeln und Heizkanonen sind aber zahlreiche Arbeiter unterschiedlicher Firmen aktiv - insgesamt rund 400 Menschen fast ausschließlich von heimischen Klein- und Mittelbetrieben, wie es hieß.
Dazwischen wirken nur die kunstvollen Deckengemälde, die vereinzelt aus Abdeckplanen leuchten, und die schweren Marmorsäulen wie die statischen Bewahrer des Prunks. Ein Anblick von Unvergänglichkeit - über den man sich nach dem Verlassen der luftigen Gondel ganz besonders freut.
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