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Ausgepoltert

Von Manfred A. Schmid

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In meiner Kindheit in einem Kärntner Dorf - an der damaligen Triester Bundesstraße gelegen - gab es noch Gendarmen, die manchmal mit dem Fahrrad dienstlich unterwegs waren. Inzwischen aber habe ich schon lange keinen mehr gesichtet, der im Dienst durch die Gegend geradelt wäre. Auch nicht im Weinviertel, in dem ich mich - als stolzer Presshausbesitzer in einer der schmucken Kellergassen der Region - doch einigermaßen weit herumkomme. Simon Polt aber, seines Zeichens Gendarmerieinspektor im TV-Krimi "Himmel, Polt und Hölle", ist noch mit so einem Dienstfahrzeug ausgestattet, mit dem er höchst malerisch durch die Weingärten fährt. Das suggeriert zwar Gemächlichkeit - eine der Grundeigenschaften des von Erwin Steinhauer verkörperten Gendarmeriebeamten aus Niederösterreich -, ist aber ansonsten nicht sonderlich glaubwürdig.

Andererseits gibt es im dritten Teil der auf insgesamt vier Folgen angelegten Komarek-Verfilmungen, der am Sonntag um 20.15 Uhr in ORF 2 zu sehen war, ja auch einen Weinbauern, der Schopenhauer - oder war's Kant? - zitiert! Na gut, mag ja vorkommen. Aber dass dieser Herr - gleichzeitig auch Mesner sowie einer der Hauptverdächtigen im Mordfall der Brunndorfer Pfarrersköchin - ungeniert norddeutsch daherplaudert, will ich nur unter Protest über mich ergehen lassen. Ignaz Kirchner, Burg-Star und derzeit als Partner von Gert Voss in "Sunny Boys" auf der Bühne zu erleben, passt in einen Weinviertler Keller wie weiland Hans Moser in eine Kneipe auf der Hamburger Reeperbahn.