Die Wiener Symphoniker befinden sich laut Stadtrechnungshof in finanziellen Schwierigkeiten - der Verein verteidigt sich.
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Wien. Ohne Unterstützung der Stadt wäre es sowieso nie gegangen. Die Wiener Symphoniker, international anerkanntes und bedeutendstes Orchester Wiens, stecken aber trotz der Förderungen seit Jahren in finanziellen Schwierigkeiten. Der Stadtrechnungshof hat diesbezüglich am Donnerstag einen aktuellen Bericht veröffentlicht. Daraus geht hervor, dass sich der Verein Wiener Symphoniker zwar bemüht hätte, Reformschritte umzusetzen. Dies jedoch noch nicht zufriedenstellend geschafft wurde. Auch die Stadt Wien wird in dem Prüfbericht kritisiert. Sie hätte Subventionen erlassen, ohne zuvor zu prüfen, wie hoch der Eigendeckungsgrad des Vereins ist und wie weit die Reformschritte bereits umgesetzt wurden.
Hohe Personalkosten
Konkret fasst der Prüfbericht die Misere in Zahlen zusammen: Ende des Jahres 2015 gab es einen Jahresfehlbetrag von rund 1,3 Millionen Euro, einen Bilanzverlust von rund 64 Millionen Euro und eine fiktive Schuldentilgungsdauer von rund 93 Jahren. Insgesamt gehen rund 50 Empfehlungen des Prüforgans an den Verein. Sie betreffen hohe und teils "nicht nachvollziehbare" Ausgaben bei Honoraren, Sponsoreinnahmen, Druckkosten, Pensionszahlungen, Auslastung oder Musikeranzahl.
"Der Verein Wiener Symphoniker war als Dienstleistungsbetrieb vor allem durch Personalkosten belastet, die durch die in der Vergangenheit getroffenen Regelungen kurz- bzw. mittelfristig kaum veränderbar waren", heißt es in dem Bericht.
Mit einem Beschluss des Gemeinderates im Jahr 2005 verpflichtete sich die Stadt für den Fall einer Liquidation des Vereines zur Abdeckung der Rückstellungen für Pensionen, Abfertigungen. Diese Garantie der Stadt war allerdings an Bedingungen gekoppelt. Der Verein sollte weitere Reformschritte wie die Anpassung des Pensionsstatuts an eine zeitgemäße Form umsetzen.
Nach Ansicht des Stadtrechnungshofes sind diese Vorgaben noch nicht zur Gänze erfüllt worden. Der Prüfbericht hält jedoch auch fest, dass dem Intendanten Johannes Neubert die Notwendigkeit von Reformen bewusst ist und erste budgetwirksame Schritte bereits gesetzt wurden.
Als Resultat des Prüfberichts werden Empfehlungen an das Magistrat der Stadt Wien und den Verein ausgesprochen. So soll die Stadt die Entwicklung des Vereins im Auge behalten, den Eigendeckungsgrad in die Förderungsbestimmungen aufnehmen und die jährlichen Förderungen bis zur vollständigen Umsetzung der Reformen deckeln.
Sicherstellung Musikstadt
Das Magistrat kontert: "Dieser Eigendeckungsgrad dient als Orientierungshilfe, ist aber keine Voraussetzung für die Gewährung einer Förderung. Selbstverständlich wird bei größeren Abweichungen darauf geachtet, dass Begründungen vorgelegt werden." Die Stadt weist darauf hin, dass "im letzten Jahresabschluss die Symphoniker laut ihrer Geschäftsführung die höchste jemals erzielte Eigendeckung der Geschichte von über 30 Prozent hatten".
Und: "Die Wiener Symphoniker sind eines der bedeutendsten Orchester Europas und weltweiter Botschafter der Musikstadt Wien. Die Sicherstellung dieser für die Musikstadt Wien wertvollen Tätigkeit muss gleichermaßen Ziel sein, wie die Erfüllung notwendiger Reformschritte." Auch der Verein Wiener Symphoniker verteidigt sich. Sieht aber in vielen vom Stadtrechnungshof angeführten Kritikpunkten, diese bereits erfüllt oder nicht nachvollziehbar. So weist der Verein darauf hin, dass eine Verkleinerung des Orchesters - von derzeit 126 Musikern auf 100 - eine kulturpolitische Entscheidung sei. Bei der vom Prüforgan geforderten Reduzierung der Anzahl der Auftritte, stellt er entgegen, dass dies wiederum zu Einbußen für die Wiener Veranstalter führen würde.
Und beim Vorwurf der "nicht nachvollziehbaren Regelung der Weiterbezahlung höherer Bezüge, trotz eines Wechsels auf eine Position, die geringere Bezüge vorsah", entgegnet der Verein: Diese Regel würde bei allen Orchestern in Österreich existieren.