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Der Fußball ist ungerecht. Ungerecht, weil Benfica als (zumindest über weite Phasen) spielstärkere Mannschaft das Finale der Europa League mit 1:2 gegen Chelsea verloren hat. Ungerecht, weil eine reguläre Spielzeit eben nicht nach 90, sondern manchmal erst nach 93 Minuten aus ist. Da erst fiel das Siegestor durch Branislav Ivanoviæ. Ungerecht ist aber auch irgendwie, dass die Europa League zu ihrem Stiefkind-Dasein verflucht ist. Schließlich waren Aktionen, die man beim Finale zu sehen kam, aller Ehren wert, fußballerisch und dramaturgisch war alles dabei, was es zu einem guten Spiel braucht. Ungerecht ja, aber nicht unverständlich. Schließlich sind sowohl die Uefa als auch die Klubs nicht unschuldig. Die Uefa, weil sie den Bewerb - überspitzt formuliert - in kleinen Ländern beinahe jedem zugänglich macht, der nicht gerade im Abstiegskampf steckt. Das mag gut für Klubs wie WAC, Ried und Sturm sein, die aktuell in Österreich neben Rapid um einen Startplatz kämpfen. Dass das aber international auf endenwollende Euphorie stößt, braucht einen - bei allem Respekt vor der Arbeit dieser Vereine - nicht zu wundern. Dazu wird der Bewerb noch aufgepeppt durch Verlierer der Champions League, die zuerst kein Geheimnis aus ihrem mangelnden Interesse daran machen und den Wert erst dann betonen, wenn’s in die finale Phase geht. Dass nun Chelsea den Sieg als historisch feiert, ist fast schon absurd. Schließlich haben sich die Londoner erst durch das historische Kunststück qualifiziert, in der Champions-League-Gruppenphase als Titelverteidiger ausgeschieden zu sein. Eines aber muss man ihnen lassen: Sie waren nicht schlechter als im Champions-League-Finale des Vorjahres. Und das wertet den Bewerb dann doch wieder ein bisschen auf.