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Aushängeschilder sind teuer

Von Barbara Ottawa

Wissen

Studenten hielten Mitte der Woche einen Teil der SPD-Parteizentrale in Berlin für mehrere Stunden besetzt. Ihr Unmut gilt dem Sparpaket der Bundesregierung für den Bildungssektor, vor allem für Unis. Dementsprechend kritisch sehen sie, genauso wie Experten, den SPD-Vorschlag zur Gründung von "Elite-Universitäten" mit staatlicher Finanzierung. Mittlerweile hat sich die SPD vom Begriff "Elite-Universitäten" distanziert, aber die Idee bleibt und damit auch die Diskussionen.


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"Ivy League" werden die US-Elitehochschulen genannt und das deshalb, weil die Gebäude der Universitäten über die Jahrhunderte mit Efeu (auf Englisch "ivy") zugewachsen sind. Im gleichen Zeitraum sind sie auch zu Hochschulen mit exzellentem internationalen Ruf, hohen Studiengebühren und einem Budget geworden, das sich andernorts mehrere Unis teilen müssen - im Fall von Stanford sind das über zweieinhalb Mrd. Dollar pro Jahr.

Großes Ziel mit wenig Mitteln

"Wir wollen die Struktur der Hochschullandschaft so verändern, dass sich Spitzenhochschulen und Forschungszentren etablieren, die auch weltweit in der ersten Liga mitspielen und mit internationalen Spitzenhochschulen wie Harvard und Stanford konkurrieren können", heißt es in den "Weimarer Leitlinien Innovation", die der SPD-Parteivorstand beschlossen hat.

Am Montag hatte SPD-Generalsekretär Olaf Scholz noch von einer Spitzenuniversität gesprochen, die Bildungsministerin Edelgard Bulmahn schraubte die Zahl während der Klausurtagung der Regierung auf zehn hinauf. Außerdem sollte der Bund die Finanzierung übernehmen. Dem fehlt jedoch das Geld für ein solches Vorhaben und so soll die Wirtschaft einspringen.

Der österreichische Hochschulforscher Hans Pechar ist auf der Seite der Studenten. Er sieht es als "Provokation", in der jetzigen finanziellen Situation in Deutschland über Elite-Unis nachzudenken. Priorität sollte die Lösung der Budgetprobleme für alle Unis haben.

Mehr Freiräume

Unterstützung findet die SPD beim Centrum für Hochschulentwicklung (CHE). Für die Verwirklichung dieses Ziels seien jedoch "noch einige heilige Kühe der SPD zu schlachten", so CHE-Leiter Detlef Müller-Böling.

Neben einer ausreichenden Finanzierung für die Universitäten müssten sie mehr Freiheiten erhalten, unter anderem, um sich ihre Studierenden selbst auszusuchen. Außerdem müsse die Einführung von Studiengebühren erlaubt werden.

Amerika kein Vorbild

Die Stärke des deutschen Systems liege darin, dass es Hochschulen gibt, die in einzelnen Fachbereichen einen guten Ruf haben, sagte die Generalsekretärin der Rektorenkonferenz Christiane Ebel-Gabriel.

Die Systeme der beiden Länder seien grundverschieden, unterstreichen Experten. Eine Anpassung würde Jahre dauern und wahrscheinlich so nicht funktionieren. Die größten Unterschiede sind die Alumni-Tradition, die enge Kooperation von Unis mit der US-Wirtschaft und auch die geringe Studentenzahl: Auf einen Professor kommen in Harvard höchstens 20 Studierende. In Deutschland sind es bis zu 200.