Zum Hauptinhalt springen

Ausnahmen für Nabucco

Von Dieter Friedl

Wirtschaft

Russen wollen die Pipeline verhindern. | Regelungen auch für Haidach geplant. | Wien. Der Erdgasbedarf der EU wird bis zum Jahr 2011 um 29 Prozent auf 233 Mrd. Kubikmeter steigen. Russland ist Hauptlieferant, was - wie derzeit durch den Gasstreit zwischen Weißrussland und Russland ersichtlich - Versorgungsprobleme nicht ausschließt.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 17 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Damit gewinnt die neue Erdgaspipeline Nabucco an Bedeutung: Unter der Federführung der heimischen OMV geplant, soll diese vorrangig aus nicht-russischen Gasquellen aus der kaspischen Region, dem Mittleren Osten und Ägypten versorgt werden. Die russische Gazprom betont zwar immer wieder, dass es keinen Bedarf für Nabucco gebe (schließlich will man selbst eine Südeuropa-Pipeline bauen) - in der EU wird das aber anders gesehen.

Wird Nabucco gebaut, was Experten nicht mehr bezweifeln, würde man ab dem Jahr 2011 Zugang zu Gasreserven im Ausmaß von 83.000 Mrd. Kubikmetern haben. Die russischen Reserven liegen derzeit bei 48.000 Mrd. Kubikmetern.

Die fünf Nabucco-Partner sind neben der OMV Ungarn, Rumänien, Bulgarien und die Türkei; in Kürze wird ein sechster Partner dazu stoßen, dem Vernehmen nach Gaz de France. Italien hat eine Spezialvereinbarung mit Russland getroffen; Deutschland baut gemeinsam mit russischen Partnern eine neue Pipeline, die durch die Ostsee führen wird.

Wünsche vor Baustart

"Wir brauchen langfristige Tarifgarantien, um entsprechende Businesspläne erstellen zu können. Und wir wollen auf garantierte Bezugsmengen zurückgreifen können", sagt OMV-Gaschef Werner Auli. Bei den Tarifen stelle man sich 15- bis 20-jährige Verträge vor, bei den Mengen die Hälfte der geplanten Kapazität von 30 Mrd. Kubikmetern jährlich.

Diese Wünsche hat man im Oktober in Brüssel deponiert. Eine dafür zuständige Behörde gibt es aber noch nicht. Also wird der dicke Ordner mit den Ausnahmewünschen nun in die Landsprachen der Partner übersetzt und bei den nationalen Behörden eingereicht. Die dafür zuständigen nationalen Kontrollbehörden müssen jetzt eine einheitliche Linie finden, was Tarife und Mengen betrifft.

Gasspeicher: Zeit drängt

Die Gaskontrollbehörde will sich aber auch noch bei einem zweiten Großprojekt, dem im Bau befindlichen Gasspeicher Haidach, eingebunden sehen. Die heimische RAG, die deutsche Wingas und die russische Gazprom bauen um 250 Mio. Euro den zweitgrößten Gasspeicher Europas, der Mitte Juni 2007 in Betrieb gehen soll. Zu diesem Speicher sollte es einen freien Zugang geben. Wollen die Haidach-Partner die Mengen aber nur für sich reklamieren, müssen auch sie noch um eine Ausnahmeregelung vorstellig werden.

Diese Wünsche müssten schnell präsentiert werden, da die Kontrollbehörde einige Zeit für eine Entscheidung braucht. Die Kontrollore fordern übrigens auch, dass Haidach in die österreichische Regelzone integriert werden soll, was bisher nicht vorgesehen ist.