Trump scheint langsam zu beginnen, sich auf eine traditionellere Politik zuzubewegen, allerdings nach extrem ruckartigen Umschwüngen.
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Ein schwindelerregendes Spektakel verwirrender Aussagen und Kehrtwenden war die US-Außenpolitik während der ersten drei Monate unter Donald Trump. Doch letzte Woche hat der US-Präsident erstmals gute Entscheidungen getroffen - zu Syrien, zu Russland, zu China. Die Entscheidung, den syrischen Luftstützpunkt anzugreifen, wird in der unerfahrenen und manchmal reizbaren US-Regierung Vertrauen aufbauen, sagt ein hochrangiger Regierungsbeamter. Die Entscheidung hat zwei Vorzüge: Erstens war der Angriff schnell und überraschte die Russen, die so prompt keine Vergeltung erwartet hatten. Zweitens war er maßvoll, statt eine endlose Militärintervention anzuzetteln. Trump will gewinnen - und das kann er jetzt wohl für sich reklamieren, nach Wochen chaotischer Misserfolge. Ich habe mit ehemaligen Politikern aus beiden Lagern gesprochen. Darüber sind sich alle einig: Verteidigungsminister James Mattis offerierte dem Präsidenten klare handhabbare Optionen. Trump verzichtete klugerweise aufs Tweeten und ließ sein Team arbeiten. Und Außenminister Rex Tillerson hat nun offensichtlich Trumps Vertrauen gewonnen und eine Allianz mit dem entscheidenden Backstage-Operateur des Weißen Hauses geschmiedet, mit Berater und Schwiegersohn Jared Kushner.
Klar aber auch, dass die Tage von Stephen Bannon gezählt sein dürften, der Schlüsselstratege des Präsidenten sein wollte, nun aber von einigen aus dem engen Kreis um Trump als entzweiende, egozentrische Persönlichkeit gebrandmarkt wird. Eine weitere Veränderung ist, dass es im Dreieckspiel der US-Regierung nun Richtung China geht und weg von Russland, ähnlich wie unter dem früheren Außenminister Henry Kissinger, Kushners Mentor. "Ich bin sehr für die Aktion in Syrien", sagt Tom Donilon, nationaler Sicherheitsberater von Ex-Präsident Barack Obama. Aber: "Die politischen Veränderungen Russland, China und Syrien betreffend sind fast peitschenschlagartig." Das heikelste Manöver war, gleichzeitig Syrien zu bombardieren und den chinesischen Präsidenten Xi Jinping zu besuchen. Was China betrifft, ist das eine 180-Grad-Wende. Trumps impulsiver, unberechenbarer Stil hatte die Chinesen verwirrt, die gern jedes Detail planen. Aber nun, so US-Regierungsbeamte, habe China seiner Zufriedenheit durch Verzicht auf Kritik beim Gipfel Ausdruck gegeben. Tillerson trägt Trumps Botschaft nach Moskau: Es wird erwartet, dass er den Russen vorschlägt, für eine politische Übergangslösung Syriens Präsident Bashar al-Assad durch jemanden zu ersetzen, den Russland akzeptiert. "Wir können zusammenarbeiten, aber auch gegeneinander", ist dazu zu hören. Das Trump-Team geht davon aus, die strategische Initiative von Putin zurückgewonnen zu haben. Putin in die Schranken zu weisen, ist ein würdiges Ziel, wenn auch kein sehr wahrscheinliches für Trump. Der Ex-Verteidigungsminister Bob Gates spricht eine wichtige Warnung aus: "Es ist ein Verdienst, Russland politisch aus der Balance zu bringen, aber sich militärisch unberechenbar zu verhalten, wenn russische Truppen direkt betroffen sind, ist äußerst riskant."
Übersetzung: Hilde Weiss