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Australien: Aus für Multi-Kulti

Von Christiane Oelrich

Politik

Einwanderer haben es künftig schwerer. | Mehr Anpassung an Leitkultur. | Perth . (dpa) In Australien ist Schluss mit Multi-Kulti. Die Einwanderungsbehörde heißt seit dieser Woche nicht mehr "Amt für Einwanderung und multikulturelle Angelegenheiten", sondern "Amt für Einwanderung und Staatsbürgerschaft". Die Umbenennung ist der vorläufige Höhepunkt eines radikalen Politikwandels. Kulturelle Vielfalt ja, aber nur unter dem Dach einer klaren australischen Leitkultur, ist die neue Devise der Regierung.


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"Die Menschen können in ihrem Herzen einen Platz für ihre Heimatkultur erhalten, aber das Hauptaugenmerk muss auf der Integration in die australische Familie liegen", sagt Premierminister John Howard.

"Wir Australier", meint der Taxifahrer Andy Ravi mit indischen Akzent, "sind stolz auf unser Land". Am Straßenrand in Perth rückt er die kleine Flagge zurecht, die er zum Nationalfeiertag am Autofenster angebracht hat. "Wir feiern diese großartige Nation", sagt er, "aber es kommen viel zu viele her, die damit nichts am Hut haben. Die wollen nur das Sozialsystem ausnutzen - und machen nichts als Ärger."

So würde es der Premierminister natürlich nicht ausdrücken, aber in der Sache spricht ihm der Taxifahrer aus der Seele. Wer in Australien bleiben will, soll bitteschön auch die australischen Werte mittragen, fordert John Howard unverblümt: Toleranz, Gleichberechtigung, Religionsfreiheit, Demokratie.

Viel Land, wenig Leute

So dürfe kulturelle Vielfalt nie auf Kosten einer nationalen Identität gehen, sagt der Politiker, der heuer mit der konservativen Partei zum fünften Mal gewählt werden möchte. Keine Frage, dass Premier Howard sein Ohr dicht an der Mehrheit der europäisch-stämmigen Wählerschaft hat.

Bis vor 30 Jahren setzte Australien strikt auf weiße Einwanderer. Dann kam die Maxime der multikulturellen Gesellschaft, in der verschiedene Sprachen und Religionen blühen sollten.

Doch hat das nach Meinung der Regierung nicht geklappt. Im Dezember 2005 kam es an Sydneys Cronulla-Strand zu Massenschlägereien zwischen weißen und arabisch-stämmigen Jugendlichen. Seit Monaten provoziert der muslimische Imam Scheich al-Hilali mit abfälligen Bemerkungen die Menschen des Landes, das eigentlich seit 24 Jahren seine Heimat ist.

Deshalb setzt die Regierung jetzt auf Integration. Die 130.000 Einwanderer im Jahr müssen jetzt vier Jahre auf den Pass warten anstatt bisher zwei. Ab Ende des Jahres gibt es einen Test, um Englisch-Kenntnisse und australische Geschichte abzufragen.

Dabei hat das Land eigentlich viel Platz für Neue: Australien ist knapp 92 Mal so groß wie Österreich, hat aber nur 20 Millionen Einwohner.