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Australien rüstet auf

Von WZ-Korrespondentin Barbara Barkhausen

Politik

Unter Federführung eines französischen Konzerns werden zwölf U-Boote gebaut. | Damit brüskiert Australien seinen engsten Partner in der Region, Japan.


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Sydney. (ce) Monatelang wurde in Australien über den Bau von zwölf neuen U-Booten spekuliert. Am Dienstag gab Premierminister Malcolm Turnbull nun bekannt, dass die U-Boote zum großen Teil im eigenen Land gebaut werden, unter der Federführung des französischen Schiffbaukonzerns DCNS. Deutschlands ThyssenKrupp und ein japanisches Konsortium aus Mitsubishi Heavy Industries und Kawasaki Heavy Industries wurden letztlich nicht berücksichtigt.

Die neue Flotte soll die bisherigen sechs U-Boote des Landes nach und nach ersetzen. Der Bau in der südaustralischen Werft in Adelaide wird mehrere Jahrzehnte in Anspruch nehmen. Das erste U-Boot wird vermutlich 2030 in See stechen können.

34 Milliarden Euro Kosten

Die Vergabe des 50 Milliarden australische Dollar (34 Milliarden Euro) schweren Auftrages war ein Politikum in Australien. Die angeschlagene konservative Regierungspartei unter Malcolm Turnbull, deren Umfragewerte zehn Wochen vor der Wahl schwächeln, hätte der südaustralischen Werft den Auftrag nicht verwehren können, ohne weitere Rückschläge hinzunehmen - vor allem da Südaustralien bereits durch den Rückzug der Autoindustrie aus Australien schwere Einbußen erleidet. "Retweete, wenn du unterstützt, dass australische Arbeiter australische U-Boote bauen sollen", forderte Turnbull seine Anhänger im Kurznachrichtendienst Twitter auf.

Doch welchen Kooperationspartner ins Boot holen? Noch unter Ex-Premier Tony Abbott sah es ganz so aus, als würde der demokratische Freund in der Region - Japan - der Gewinner sein. Abbott und sein japanisches Pendant Shinzo Abe sahen den Deal allen Anschein nach als eine strategische Partnerschaft.

"Es war ein klarer Weg, um zum Ausdruck zu bringen, dass Demokratien zusammenhalten sollten, wenn der autoritäre Gigant China im Aufstieg ist", hieß es in einem Kommentar der Tageszeitung "Sydney Morning Herald" am Dienstag. "Frankreich mag in technischer Hinsicht den Sieg verdient haben, aber diese verworrene Saga hat einen definitiven Verlierer ergeben, Australiens besten Freund in Asien - Japan."

Der U-Boot-Bau ist Teil eines umfangreichen Aufrüstungsprogramms, in das Australien bis 2025 gesamt 195 Milliarden australische Dollar (134 Milliarden Euro) investieren will. Dass sich Australien "erneuert", hat nicht zuletzt mit den Aktivitäten Chinas zu tun, das in den vergangenen Jahren selbst ebenfalls kräftig aufgerüstet hat. Denn obwohl China Australiens größter Handelspartner ist, bleiben die militärischen Aktivitäten und vor allem die Territorialansprüche im Südchinesischen Meer in Australien nicht unbeachtet. "In den nächsten 20 Jahren werden die Hälfte aller U-Boote weltweit und mindestens die Hälfte aller modernen Kampfflugzeuge in dieser Region stationiert sein", hieß es im australischen Weißbuch zur Verteidigung. Bedrohungen seien mögliche Konflikte, Cyberangriffe, Terrorismus, Pandemien und der Klimawandel.

Erst im Oktober gab Australien bekannt, seine Marine-Kooperation mit den USA in allen Bereichen intensivieren zu wollen. Schon seit April 2012 sind US-Soldaten in Darwin im Norden Australiens stationiert, wo sie gemeinsam mit australischen Truppen trainieren. Bis 2017 sollen es rund 2500 Soldaten sein.

Australien ist mit dem Anzus-Abkommen 1951 eine militärische Allianz mit den USA eingegangen, in der sich die Länder im Pazifikraum gegenseitige militärische Unterstützung zusagen, ähnlich wie die Nato-Staaten im Nordatlantikvertrag.