Zum Hauptinhalt springen

Austria Email steht vor Verkauf

Von Kid Möchel

Wirtschaft
Knittelfelder Austria Email soll neuen Mehrheitsaktionär erhalten.

Die Hauptsammlung der Buy-Out AG am 11. November birgt viel Sprengstoff.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 12 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Wien. Frustrierte Aktionäre der großen österreichischen Beteiligungsgesellschaft Buy-Out-Central Europe II Beteiligungs-Invest AG, kurz: Buy-Out AG, machen jetzt Ernst. In der Hauptversammlung am 11. November wird es deshalb hart zur Sache gehen.

Wie der Tagesordnung im Amtsblatt der "Wiener Zeitung" zu entnehmen ist, wird nicht nur eine aktienrechtliche Sonderprüfung der Gebarung und des Vertrages der Managementgesellschaft im Mittelpunkt stehen, sondern auch die Kündigung des Managementvertrages sowie die Abberufung der Vorstände Stefan Prochaska und Herbert Roth "wegen Vertrauensverlust". Letztere können die Aktionäre in der Hauptversammlung mit einfacher Mehrheit durchsetzen. Aber bereits ab zehn Prozent der Anteile haben die Aktionäre ein Recht auf Sonderprüfung.

"Wenn mich die Aktionäre nicht mehr wollen, würde ich von mir aus zurücktreten", sagt Neo-Vorstand Prochaska zur "Wiener Zeitung". Offen ist, ob die kritischen Aktionäre, die von Ex-Justizminister Dieter Böhmdorfer vertreten werden, Mehrheiten finden. "Ich habe keine Freude damit, dass eine Sonderprüfung diskutiert wird. Eine Sonderprüfung hat automatisch den Geruch von Skandal, Betrug oder sonst etwas", sagt Prochaska. Indes hat er selbst geprüft, ob die beanstandete Management-Fee zulässig ist. Das Ergebnis: Die Gebühr war marktkonform. Zugleich hat PricewaterhouseCoopers (PwC) stichprobenartig die Leistung der Managementgesellschaft untersucht, die im Vorjahr 3,1 Millionen Euro kassierte. "PwC hat bestätigt, dass das total üblich ist, was hier passiert ist", behauptet Prochaska. Die Auseinandersetzung mit einem Teil der Aktionäre sei "nicht gut für die Gesellschaft und auch für die Verkaufsverhandlungen kein Vorteil".

Abverkauf der Beteiligungen

Denn Prochaska ist gerade dabei, die Beteiligungen des Fonds zu versilbern: den 50-Prozent-Anteil an der börsennotierten Knittelfelder Austria Email AG, die Chemson-Gruppe sowie die Buderus Gruppe, die heute Duktus heißt.

"Wir verkaufen jetzt grundsätzlich alle Beteiligungen, denn das ist der Wunsch der Aktionäre", sagt der Vorstand. "Wir versuchen einen guten Zeitpunkt zu erwischen, verschleudern will niemand." Nachsatz: "Wir haben ein verbindliches Angebot für Austria Email, bei dem wir einen schönen Gewinn machen würden. Es handelt sich um einen strategischen Finanzinvestor, eine klassische österreichische Industrieholding."

Auch die Treibacher Industrieholding, die 38,38 Prozent an Austria Email hält, hat laut Prochaska für Teile ihrer Aktien ein Mitverkaufsrecht. Ob sie das ausüben wird, weiß Prochaska angeblich nicht. Der Rest ist Streubesitz.

"Ich rede mit drei weiteren Interessenten und hoffe, bis zur Hauptversammlung ein noch besseres Angebot für Austria Email zu erhalten", sagt er. "Am Ende des Tages müssen die Aktionäre über den Verkauf entscheiden."

Beim Warmwasserspeicher-Hersteller Austria Email in Knittelfeld ist man guter Dinge. Eigentümerwechsel hat man mehrere hinter sich, und die Geschäfte sind derzeit gut. Mit 350 Mitarbeitern werden heuer 65 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet, 2009/10 waren es 57,9 Millionen Euro. "Es läuft ganz gut, das ist auch ein Grund, warum es Interessenten gibt", sagt Austria Email-Vorstand Martin Hagleitner. Nimmt man den Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von Austria Email, so hat der Hälfteanteil der Buy-Out einen Verkaufswert von etwa 25 bis 29 Millionen Euro.