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Austria in guter Gesellschaft

Von Franz Nickel, Berlin

Politik

In der großen Baugrube an der Tiergarten-Ecke Stauffenbergerstraße, wo Botschafter Markus Lutterotti kürzlich den Grundstein für die österreichische Botschaft in Berlin legte, herrscht produktives | Treiben. Mit dem Betonfundament, auf das zwei alles überragende Kräne vorgefertigte Verschalwände zentimetergenau für die künftigen Kellerräume setzen, zeichnet sich jetzt schon der äußere Rahmen des | Gebäudes ab: Es wird sich als freistehendes Haus mit Garten mit ellyptischem Schwung und grüner Farbe gut in das gegenüberliegende Grün des Tiergartens einfügen.


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Wie der Besucher auf einer großen Tafel mit dem Abbild des künftigen Botschaftsgebäudes entnehmen kann, ist dem Wiener Architekten Prof. Hans Hollein ein guter Wurf gelungen, den die Lotzbor Bau-

Engineering aus St. Georgen als Oberbauleitung im Zusammenwirken mit einer Vielzahl deutscher Baufirmen nun in Stahl und Beton umzusetzen begann. Man muß sagen, daß sich die Republik Österreich mit

dem 3.700 m² großem Areal einen hervorragenden Standort ausgesucht hat. Nicht nur, daß es direkt an einer der "grünen Lungen" Berlins, dem schönen Tierpark, liegt. Das Regierungsviertel ist, unweit

gelegen, auch im Berliner Stauverkehr, gut zu erreichen. In enger Nachbarschaft liegt das Kulturforum, die neue Nationalgalerie, die Philharmonie und die Staatsbibliothek. Direkt gegenüber hat sich

die Stiftung Preussischer Kulturbesitz niedergelassen, und mit wenigen Schritten erreicht man das Kunstgewerbe-Museum.

Die neue österreichische Präsentation ist zugleich das Entree zum alten und neuen Botschaftsviertel, denn aneinandergereiht an der Tiergartenstraße folgen · neben der baden-württembergischen

Landesvertretung direkt nebenan · die japanische Botschaft und die alte ruinöse griechische Botschaft. In näherer Umgebung lassen sich Ägypten, Südafrika, die Türkei, Portugal und Mexiko nieder. Vor

der Vollendung stehen die ca. zehn Fußminuten entfernten Botschaften Dänemarks, Finnlands, Islands, Norwegens und Schwedens, die am sogenannten Klingelhöfer Dreieck fünf Botschaftsgebäude mit einem

"Gemeinschaftshaus" für größere Empfänge und für die konsularische Arbeit im nordischen Stil errichteten.

Auch hier überwiegt das Grün der Fassaden mit 3.000 geschwungenen Kupferlamellen als optische Verbindung zum angrenzenden Tiergarten. Offenbar wird es auch im Innern "nordisch" zugehen, worauf

Anlieferungsfahrzeuge mit den Aufschriften "Sauna", "Dampfbad" und "Blockhaus" schließen lassen.

Interessante Wege beschreitet auch Kanada mit seinen Botschaftsplänen. Direkt in Stadtmitte am Leipziger Platz gelegen, soll sie als offenes Haus gestaltet werden, zu dem die Passanten Zutritt haben.

Es wird die Natürlichkeit Kanadas mit dem urbanen Charakter Berlins verbinden. Die reichliche Holztäfelung im Innern soll verschiedene Provinzen des Landes repräsentieren und das Flair eines

kanadischen Blockhauses verbreiten.

Insgesamt haben die Hälfte der 151 in Bonn akkreditierten ausländischen Vertretungen bereits einen Standort in der Hauptstadt erworben. Je nach finanziellen Möglichkeiten, Prestige und

Sicherheitsbedürfnissen werden sie sich im Zentrum, in anderen Stadtteilen oder im angrenzenden Land Brandenburg (Potsdam) niederlassen.

Pankow nicht gefragt

Das alte DDR-Diplomatenviertel in Pankow, wo einst 149 Grundstücke für diplomatische Zwecke genutzt wurden, ist jetzt weniger begehrt. Bisher wollen nur 27 Länder in diesem Gebiet bleiben. Die US-

amerikanische, die britische und die französische Botschaft lassen sich "standesgemäß" auf altangestammtem Gelände am Pariser Platz neben dem Brandenburger Tor nieder. Als erste der "Westmächte" nach

dem Umzug der deutschen Regierung nach Berlin möchte die englische Königin die Botschaft im Jahre 2000 eröffnen, wenn sie zu einem Staatsbesuch kommt.