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Am 5. Juli ist es so weit, die Energy Austria alias Österreichische Stromlösung muss quasi als Vorvertrag präsentiert werden. So will es die Politik, und auch der Mediator, das Managementzentrum St. Gallen, dringt auf ein herzeigbares Ergebnis. Bei manchen Verhandlungspartnern liegen die Nerven blank, ihnen scheint der Zeitplan überambitioniert. Zwar konnten ein paar Tage herausgeschunden werden - eigentlich hätte die "Lösung" schon am 2. Juli fertig werden sollen - doch der politische Druck schafft Probleme. Die Verhandlungen laufen nahezu rund um die Uhr, absolutes Stillschweigen über Verhandlungsergebnisse wurde vereinbart. Vor allem die Wiener und die Oberösterreicher dürften ihre Einfluss- und Mitsprachmöglichkeiten massiv gefährdet sehen. Beide scheinen zu erkennen, dass ihre Interessen bei einem überhasteten Abschluss womöglich auf der Strecke bleiben könnten.
Der Verbund bastelt mit den EnergieAllianz (EA)-Partnern EVN, Wien Energie, Energie AG Oberösterreich, Bewag/Begas und Linz AG an der Stromlösung.Wobei Bewag und Linz AG eher Nebenrollen besetzen. Die nach außen zur Schau getragene Harmonie trügt, hinter den Kulissen dürfte es kräftig rumoren. Und je näher der Termin rückt, umso deutlicher zeigt sich die Stromlösung als äußerst fragiles Gebilde.
Herzstück ist das Handelshaus
Zwei wesentliche Punkte sind schon seit April bekannt: Erstens wird eine gemeinsame Handelsgesellschaft gegründet. Der Verbund bekommt 66,6%, die Allianz-Partner 33,3% der Anteile. Diese Handelsplattform wird auch die Kraftwerke aller Beteiligten steuern. Zweitens wird eine Großkundenvertriebsgesellschaft geschaffen, dort sind die Kräfteverhältnisse genau umgekehrt. (Verbund 33,3%, EA 66,6%). Das Herzstück der Stromlösung wird aber das Handelshaus sein. Dieses allein darf die Energie an die Großkundengesellschaft, wie auch an die Vertriebsgesellschaften der Allianz-Partner liefern. Damit wird ein Strommonopol von überbordender Stärke geschaffen, das die Preise diktieren kann: Geht es nach dem Verbund, der hier dominiert, sollen diese hoch sein. Dass sich der größte heimische Stromerzeuger am Ziel seiner Träume wähnt, scheint evident.
In der letzten Phase versuchen die mächtigen Allianz-Player (EVN, Wien Energie und Energie AG) ihre jeweils unterschiedlichen Interessen durchzuboxen. Die EVN dürfte dabei zusehends an Boden gewinnen. Sie hat - dies zeigen die Geschäftsberichte - ihre Truppen in den letzen Jahren extrem gut aufgestellt. So ist die EVN zu 10% am Verbund und zu fast 70% an der Burgenland-Holding beteiligt - diese wiederum besitzt zur Hälfte Bewag/Begas. Obendrein hat die EVN über die EnergieAllianz auch Anteile an der Energie AG.
Das Gerangel im Rahmen der "Corporate Governance", also jener entscheidenden Frage, wer, was und wieviel in den beiden neuen Gesellschaften mitzuentscheiden hat, ist vorprogrammiert. Während die EVN ihre Schäfchen anscheinend ins Trockene bringen kann, fühlen sich Wien Energie und Energie AG im Regen stehen gelassen. Die Vertrauensbasis innerhalb der EnergieAllianz ist angeknackst. Sollte sich die EVN in der Großkundengesellschaft und im Handelshaus eine Vormachtstellung erkämpfen, dürften sich im ebenso instabilen Bündnis Allianz die Kräfte neu verteilen. Die EVN könnte gestärkt, aber isoliert den Verhandlungstisch verlassen. An neuen Verbündeten bliebe ihr der Verbund. Ob es, wie manche befürchten, tatsächlich zur Annäherung der einstigen "Erzrivalen" kommt, ist abzuwarten.