Auch in Zukunft werden keine österreichischen Versicherungen Autos ihrer Kunden über die Grenze nach Osteuropa transportieren und dort billig reparieren lassen. Die Großen der Branche nehmen öffentlich Abstand von dieser Idee, über die ein Kfz-Versicherer unlängst laut nachgedacht hat.
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"Die Generali erteilt dieser Diskussion eine Absage", teilte Brundo Friedl, Vorstandsmitglied der Generali und der Interunfall Versicherung, gestern in einem Pressegespräch mit. Aus der Allianz Versicherung hieß es: "Das ist nicht der Weg, den wir gehen wollen." Wiener Städtische-Generaldirektor Günter Geyer hatte schon in der Vorwoche ein klares Nein zu Reparaturen im Ausland verkündet, das er gestern noch einmal bekräftigte: "Wir tun nicht mit." Aus der UNIQA verlautete, man würde "keinem Kunden solche Aktivitäten aufzwingen oder ohne Kundenwissen durchführen." Und weiter: "Langwierige Transporte reduzieren außerdem mögliche Kosteneffekte." Die Arbeiterkammer (AK) und die Bundesinnung der Kfz-Techniker hatten bereits vergangene Woche vor rechtlichen Problemen bei Reklamationen gewarnt. Im schlimmsten Fall müsste der Konsument selbst ins Ausland und sich mit der Werkstatt herumschlagen, in der unter Umständen kein Deutsch gesprochen werde.
Die UNIQA wollte nicht ausschließen, "dass im grenznahen Raum ein gewisser Reparaturtourismus entsteht", wenn sich Kunden den Schaden ablösen und ihr Auto bei einer Werkstätte ihrer Wahl mit einem attraktiven Preis/Leistungsverhältnis reparieren lassen.
Das Kfz-Reparaturgewerbe und die Assekuranzen ziehen jedenfalls nun an einem Strang, um die Kosten zu senken. Mit alternativen Reparaturmethoden sind erkleckliche Einsparungen möglich. Erik Eybl, Leiter der Schadenabteilung der Generali, nennt ein Beispiel: "Bei einem VW Golf kostet der Austausch einer durch Steinschläge beschädigten Windschutzscheibe 490 Euro, die Reparatur mit Kunstharz hingegen nur 116 Euro." Bei der Reparatur von Hagelschäden komme verstärkt die "Dellendrückmethode" zum Einsatz, bei dem Dellen "ausmassiert" werden. Abgesehen davon, dass dieses Verfahren, fast an Zauberei grenze, reduzierten sich damit die Kosten um 20%.
Die Generali will heuer in der Kfz-Sparte eine schwarze Null schreiben. 2003 war "ein leichter Verlust" ausgewiesen worden. Die Messzahl Combined Ratio betrug 103%.
Trotz einer Steigerung der Werkstättenpreise um 4,4% (Februar-Wert) wird die Generali heuer auf Prämienerhöhungen in der Kfz-Versicherung verzichten. Die Allianz teilte dazu mit: "Wir haben die Prämien mit Jahresbeginn angepasst, es herrscht kein Bedarf für weitere Schritte."
Wenn in der Wiener Städtischen Prämienanpassungen erfolgen, dann nur sehr niedrig, sagte Generaldirektor Geyer. "Wir vermeiden damit Bocksprünge." Man orientiere sich dabei am Verbraucherpreisindex (VPI) und nicht an den Werkstättenpreisen. UNIQA-Sprecher Norbert Heller informierte: "Wir erhöhen um einen Wert, der geringfügig über dem VPI, aber unter den genannten 4,4% liegt."