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Autobranche im Schmiergeld-Sumpf: Luft für Zulieferer ist dünn geworden

Von Karl Leban

Analysen

Eine Schmiergeldaffäre von noch unbekanntem Ausmaß wirft ihre Schatten auf die deutsche Autoindustrie. Der Ruf einer wirtschaftlich überaus wichtigen Branche steht auf dem Spiel.


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Für bevorzugte Auftragsvergaben haben Mitarbeiter mehrerer europäischer Zulieferfirmen (darunter auch Magna) große deutsche Autobauer - Volkswagen, Audi und BMW - geschmiert. Ob hier in Eigenregie oder aber auf Geheiß gehandelt wurde, ist aber vorerst offen.

Faktum ist, dass seit Jahren in der Zulieferindustrie ein knallharter Wettbewerb im Ringen um fette Aufträge herrscht - und ein enormer Preisdruck seitens der Hersteller. Die Luft ist so dünn wie seit langem nicht. Darum überrascht es nicht, wenn so mancher Beobachter bereits von "Crash-Szenarien" spricht. Einer Prognose der Unternehmensberatung Mercer zufolge wird sich die Zahl der weltweit 5500 Zulieferer bis 2015 wohl auf etwa 2800 Firmen halbieren.

In Westeuropa stagniert der Verkauf von Autos

Europas Autoriesen wie VW oder Opel müssen sich seit längerem gehörig nach der Decke strecken. Abgesehen von Lichtblicken wie etwa BMW geht es der ganzen Branche in Summe gerade mal mittelprächtig.

Das bekommen auch die Zulieferer deutlich zu spüren. Vor allem in Deutschland leiden die Autobauer unter Überkapazitäten. Der Absatz stagniert, und auch für dieses Jahr werden in Westeuropa keine wesentlichen Sprünge erwartet. Wurden 2005 insgesamt 14,3 Millionen Fahrzeuge abgesetzt, werden es heuer nach Schätzung von Branchenexperten mit 14,4 Millionen nur unwesentlich mehr sein.

Vor diesem Hintergrund ist daher auch die Zulieferbranche massiv in Bewegung. Um Marktanteile und neue Machtpositionen wird heftig gerungen. Deshalb wundert es nicht, wenn der eine oder andere Zulieferbetrieb unfaire Mittel ergreift, um so die Konkurrenz auszustechen.

Autobauer haben eine Mitverantwortung

Branchenexperten machen die Autoindustrie für Bestechungsfälle mitverantwortlich. "Die Zulieferer werden seit Jahren von den Herstellern immer weiter ausgepresst", heißt es da. So sei es gängige Praxis, von den Teileproduzenten eine Gebühr zu verlangen, damit sie überhaupt in die engere Auswahl kommen. "Das ist der Humus, auf dem Korruption wächst."

Große Autozulieferer wie Delphi in den USA kriechen mittlerweile am Zahnfleisch - nicht zuletzt wegen der Absatzkrise bei GM (General Motors) und Ford in Nordamerika.

Andere große Konzerne wiederum - zum Beispiel Conti oder Magna - haben sich auf das raue Branchen-Klima bereits gut eingestellt, indem sie einen harten Sparkurs bei den Kosten fahren und zunehmend Kapazitäten in Billiglohnländer verlagern.

In der Branche setzt sich der durch, der bessere Produkte zum besseren Preis anbietet, heißt es bei Magna. Das allein sei entscheidend.