Stockholm. Der schwedische Autobauer Saab hat Insolvenz angemeldet und will sich vom taumelnden US-Mutterkonzern General Motors lösen. Eine Unternehmenssprecherin teilte am Freitag mit, die bisherige GM-Tochter habe bei Gericht den Antrag zu einer Neuorganisation der Marke als unabhängiges Unternehmen gestellt. Zuvor hatte die schwedische Regierung Finanzhilfen für Saab abgelehnt.
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Der Antrag auf Gläubigerschutz ist bereits genehmigt worden, wie aus Justizdokumenten hervorging, die der Agentur Reuters vorlagen.
Die Neuorganisation von Saab mit seinen rund 4.000 Mitarbeitern habe das Ziel, ein "völlig unabhängiges" Unternehmen zu schaffen, das zukunftsfähig sei und offen für Investitionen, erklärte Saab-Chef Jan Ake Jonsson. Die Umorganisation solle innerhalb von drei Monaten umgesetzt werden und erfordere eine "unabhängige Finanzierung", um erfolgreich zu sein.
Das Insolvenzverfahren schützt Saab in der Zeit der Restrukturierung vor den Forderungen seiner Gläubiger. Zugleich erklärte der Autobauer, der 2007 rund 125.000 Autos verkaufte, er wolle sich um staatliche und private Mittel bemühen. Die schwedische Industrieministerin Maud Olofsson sagte in einer ersten Reaktion, derzeit sei nicht abzusehen, wie die Regierung in den Restrukturierungsprozess eingebunden werde. "Es ist schwierig zu sagen, was unsere Rolle sein wird", sagte Olofsson der schwedischen Nachrichtenagentur TT.
GM hatte bei der Vorlage seines Sanierungskonzepts erklärt, der Konzern brauche rund 6 Mrd. Dollar (4,72 Mrd. Euro) Unterstützung von Kanada, Deutschland, Großbritannien, Schweden und Thailand, um seinen Töchtern ausreichend Liquidität zur Verfügung stellen zu können.
Von der Saab-Insolvenz ist auch Magna Steyr in Graz. Der Autozulieferer erzeugte 2007 in Graz-Thondorf 17.000 Saab-Cabrios, 2008 11.000 Cabrios. Laut Experten wird die Produktion 2009 auf rund 5.000 zurückgehen.
Die Skandinavier gehören mit einer Jahresproduktion von 125.000 Wagen (2007) zu den kleinsten Autoherstellern in Europa. Die Auslastung der Jahreskapazität im schwedischen Stammwerk Trollhättan lag zuletzt bei 50 Prozent. Im vergangenen Jahr setzte Saab noch 94.000 Autos ab. Auf dem wichtigen US-Markt bracht der Absatz um die knapp die Hälfte ein.
Für Saab arbeiteten in Schweden Ende 2007 noch knapp 6.000 Beschäftigte. Aktuell sind es noch rund 4.000, davon 3.700 Mitarbeiter im Stammwerk. Von einem endgültigen Aus für die Autoproduktion bei Saab wären einschließlich Zulieferern bis zu 30.000 Arbeitsplätze betroffen. Auch in Österreich wird für Saab gefertigt.
(APA/AP/dpa)