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Automobilland Österreich floriert

Von Peter Kantor

Wirtschaft

Das Automobil ist schon längst nicht mehr nur des Österreichers liebstes Spielzeug. Als Wirtschaftsfaktor stellen die österreichische Fahrzeugindustrie und der Kfz-Zuliefersektor rund 175.000 Arbeitsplätze in 700 Betrieben sowie ein Produktionsvolumen von rund 300 Mrd. Schilling.


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Wolle man eine weitere dynamische Entwicklung, so sei die Politik gefordert, hieß es am Mittwoch von den Spitzen der Branche bei einem Pressegespräch in Wien.

Die Fahrzeugindustrie als "Herz" der Branche verzeichnete im Vorjahr mit über 30.000 Mitarbeitern die Produktion von 2,1 Millionen Motoren und Getrieben, 115.000 Pkw, 30.000 Motorrädern und 25.000 Lkw. Innerhalb von 20 Jahren habe sich der Produktionswert auf nunmehr fast 100 Mrd. Schilling verfünffacht, berichtete Bruno Krainz, Vorsteher des Fachverbandes der Fahrzeugindustrie, im Haus der Industrie. Damit repräsentiert die Fahrzeugindustrie bereits 8% der gesamten österreichischen Industrie.

Mitsamt den Kfz-Zulieferunternehmen schaffe der "Wirtschaftsfaktor Automobil" die eingangs erwähnten 175.000 Arbeitsplätze, mit den vor- und nachgelagerten Wirtschaftsbereichen wie Fahrzeughandel, Kfz-Reparatur, Versicherung, Tankstellen, Garagen, Chauffeuren und Frächtern sogar über 360.000 Beschäftigte in Österreich, so Kainz.

Automobilbetriebe sind global player

Rekordzahlen präsentierte auch Peter Mitterbauer, Präsident der Industriellenvereinigung und Vorstandsvorsitzender der Miba AG. Im automotiven Zuliefersektor stieg im Vorjahr die Wachstumsrate auf den Exportmärkten durchschnittlich um 12%, insgesamt (inklusive Rohstoffe und Dienstleistungen) wurde um rund 126 Mrd. Schilling geliefert. Auch mit Hilfe von Automobilclustern seien viele österreichische Unternehmen zu "global playern" aufgestiegen, so Mitterbauer. Österreich verfügte per Ende des vergangenen Jahres über einen Kfz-Bestand von 5,6 Millionen Einheiten, gab der Vorsitzende der Automobilimporteure Österreichs, Felix Clary und Aldringen, bekannt. Davon entfallen auf Pkw und Kombi 4,1 Millionen Stück. Im ersten Halbjahr 2001 gingen die Pkw-/Kombi-Neuzulassungen zwar um 4,3% auf 171.000 Einheiten zurück, mit mehr als einem Auto je 2 Personen gehöre Österreich aber zu den Ländern mit der höchsten Pkw-Dichte weltweit.

Rahmenbedingungen für den Standort

An die erbrachten Leistungen knüpften die Spitzenvertreter des Sektors eine Reihe von Forderungen an die Politik. So forderte etwa Krainz einheitliche Rahmenbedingungen in Sachen Umwelt. Nationale Alleingänge, wie sie etwa derzeit bei der Umsetzung der EU- Richtlinie über die Begrenzung flüchtiger organischer Verbindungen (VOC-RL) durch das Wirtschaftsministerium beabsichtigt seien, würden den Wirtschaftsstandort gefährden.

Standortsorgen machten sich auch Mitterbauer sowie der Magna Europa Vorstand, Siegfried Wolf. Mitterbauer pochte etwa auf mehr Unterstützung der Bundesregierung in Sachen Human Ressources. Die innerbetrieblichen Bemühungen um die Weiterbildung würden zu wenig honoriert - und das, obwohl in der Zulieferbranche rund die Hälfte des Umsatzes mit Produkten erzielt werde, deren Technologie nicht älter als drei Jahre sei. Magna-Europa-Chef-Wolf verwies auf bereits getätigte 15 Mrd. Schilling an Investitionen seines Konzerns im Land und sprach von geplanten weiteren 7 bis 8 Mrd. Schilling in den kommenden Jahren. Die Zahl der Mitarbeiter betrage heute bereits mehr als 8.000, über 2.000 davon im hochqualifizierten Bereich.

Um drohende Engpässe bei den Arbeitskräften abzuwenden, forderte Wolf eine kurzfristige Freigabe von Arbeitsbewilligungen für Arbeitskräfte aus EU-Beitrittswerberstaaten. Wolf warnte zudem vor isolierten Debatten über einzelne plakative Faktoren wie etwa Lohnnebenkosten. Obwohl diese in Österreich zu hoch seien, müsse das Gesamtpaket stimmen, um den Standort Österreich attraktiv und konkurrenzfähig zu halten.

Ungleich hohe Steuer im EU-Vergleich

Im Hinblick auf den Fahrzeughandel verwies Clary und Aldringen auf die im Vergleich mit anderen Herstellerländern der EU hohen Steuern. Der österreichische Konsument müsse etwa beim Fahrzeugkauf eines Pkw mit 2000 cm³ in Österreich um 18% höhere Steuern bezahlen muss als der Käufer im benachbarten Deutschland.

Demzufolge forderte Clary die Abschaffung der österreichspezifischen NoVA und damit Vereinheitlichung der Pkw-Zulassungsabgaben, die schrittweise Anpassung der EU-Mehrwertsteuersätze auf einen EU-Einheitssteuersatz von 18%, die Anpassung und indexierte Fortführung der historischen Abschreibungsgrenze aus dem Jahr 1990 von 467.000 Schilling auf 593.000 Schilling sowie die Vorsteuer-Abzugsberechtigung für alle betrieblich genutzten Pkw.