Das Lkw-Road-Pricing könnte in Österreich schon im Herbst 2003 Realität werden. Die italienische Autostrade-Gruppe - sie überzeugte im Ausschreibungsverfahren mit ihrem Mikrowellensystem und erhielt als Bestbieter den Zuschlag - hat zwar laut den Vorgaben der Asfinag noch 18 Monate Zeit, Autostrade-Chef Giovanni Castellucci meinte aber gestern vor Journalisten in Wien, es auch früher schaffen zu können.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 22 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Das Herzstück des aus 800 Maut- und Kontrollstellen bestehenden Lkw-Mautsystems, das wie berichtet von Europpass, der Österreich-Tochter der Autostrade, errichtet und betrieben wird, ist ein kleines Kästchen - das On Board Unit (OBU). Ein "Prototyp" desselben wurde gestern von der Kapsch AG vorgestellt.
Die Lkw-Lenker werden das Gerät rechtzeitig vor Betriebsstart gegen eine Gebühr von 5 Euro an 216 Vertriebsstellen (Autobahnauffahrten, Raststätten) und auch über das Internet kaufen können, gab Castellucci bekannt. Die Installation könne vom Fahrer selbst durchgeführt werden und dauere nicht einmal eine Minute. Die Bezahlung der Maut wird im Vorhinein (Aufladen mit Guthaben) oder mit Kreditkarte möglich sein. Damit alle Fahrer (in- und ausländische) von Lkw und Bussen über 3,5 Tonnen zeitgerecht darüber Bescheid wissen, dass das Befahren von 2.000 Kilometern österreichischer Autobahnen und Schnellstraßen kostenpflichtig ist, wird mit den nationalen und internationalen Frächtervereinigungen eine breite Kommunikationsschiene aufgebaut. Im Großraum Wien wird ein Informationszentrum für Kunden installiert.
Als Zulieferer für das Mautsystem sollen fast ausschließlich österreichische Unternehmen zum Zug kommen. Für Europpass arbeiten derzeit 25 Mitarbeiter, bis zur Inbetriebnahme sollen es 100 werden.
Die technische "Interoperabilität" mit anderen Mautsystemen in Europa könne sichergestellt werden, sofern auch die anderen Mautbetreiber daran Interesse haben, heißt es seitens Autostrade. Interessant ist vor allem Deutschland. Noch sei nicht klar, wann und ob Lkw, die mit einer deutschen "OBU" ausgestattet sind, von den österreichischen Mautstellen auch erkannt werden. Klaus Schierhackl von der Asfinag zeigte sich aber optimistisch, dass die deutschen Fahrzeuge mit einer entsprechenden Schnittstelle ausgerüstet werden. Notfalls müssten eben zwei Geräte mitgeführt werden, sagte Castellucci. Ziel sei es aber, dass in Zukunft für die Benutzung sämtlicher elekteronischer Mautsysteme in Europa nur ein einziges Gerät nötig sein wird.
"Mautpreller" werden kein leichtes Spiel haben. Bei rund 100 der insgesamt 800 Kontrollstellen sind Videokameras installiert, die die Kennzeichen von Lkw aufzeichnen, die entweder mit keiner OBU ausgestattet sind, oder deren OBU falsch eingestellt wurde.
Autostrade betreibt derzeit in Italien rund 3.100 Autobahnkilometer, das sind 55% des italienischen Straßennetzes. Seit der Privatisierung 1999/2000 wird die Gesellschaft zu 30% von einer Investorengruppe rund um Benetton kontrolliert, weitere 44% befinden sich in der Hand von institutionellen Investoren. Die Umsatzerlöse konnten 2001 von 2 Mrd. auf rund 2,23 Mrd. Euro gesteigert werden. Das EBITDA wuchs von 1,2 Mrd. auf 1,3 Mrd. Euro, der Nettogewinn von 357 Mill. auf 416 Mill. Euro. In Österreich wurde mit der Asfinag eine Betreibervergütung von 747 Mill. Euro, verteilt auf 10 Jahre, vereinbart.
http://www.europpass.at
http://www.asfinag.at