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Der neue ärztliche AUVA-Leiter Greslehner im Interview. | Sparen bei Großgeräten. | "Wiener Zeitung": Sie sind seit 1. Juni oberster ärztlicher Chef der AUVA, mit welchen Plänen treten Sie an? | Andreas Greslehner: Naturgemäß geht es um Kosten und Organisation. Es braucht die Einsparung von Kosten, schließlich sind wir in die Verlustzone geschlittert. Daher wollen wir vor allem den Einkauf zentralisieren.
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Das schwebt mir vor allem bei den Großgeräten vor. Es muss nicht immer das teuerste Gerät sein. Es soll aber keinen Qualitätsverlust geben, schließlich gilt es den gesetzlichen Auftrag zu erfüllen.
Haben die sieben relativ kleinen AUVA-Krankenhäuser überhaupt eine Zukunft? In Kalwang gibt es 70 Betten, nicht einmal fünf Prozent der Patienten kommen wegen Arbeitsunfällen, das größte Unfallkrankenhaus in Meidling hat 174 Betten.
Ein isoliertes Unfallkrankenhaus stößt wirtschaftlich und forensisch an seine Grenzen. Bei schwierigeren Fällen kann es sein, dass man nicht gleich einen Spezialisten zur Hand hat. Das wäre leichter, wenn man einen Krankenanstaltenverbund hätte, was auf längere Sicht anzustreben ist. Da wäre es auch leichter auf Spezialisten zurückzugreifen. Denn durch die relative Kleinheit der Spitäler hat man einfach zu wenige Spezialfälle, um ein eigenes Expertenteam auf die Beine stellen zu können.
Dazu müsste man bei größeren Häusern andocken. Was schwebt Ihnen noch vor?
Ich meine, die Unfallversorgung bei schweren Unfällen sollte anders geregelt werden. Wo es um Leben und Tod geht, kann man nicht einfach das nächstliegende Krankenhaus ansteuern. Dafür bedarf es Spezialistent. Schwerverletzte müssten mit dem Hubschrauber in Ostösterreich in zwei Spezialzentren geflogen werden, wo auch die entsprechenden Experten sind. Bei der Schaffung dieser Zentren könnte die AUVA eine führende Rolle spielen. Natürlich müssten auch in West- und Südösterreich solche Zentren geschaffen werden, ich denke da an etwa drei Anlaufstellen.
Wie sind denn Ihre Spitäler überhaupt ausgelastet?
Im Böhler, Meidlinger sowie Grazer Unfallkrankenhaus liegen wir bei über 100 Prozent, das können wir nicht aufrechterhalten. Ich strebe daher eine 10 prozentige Reduktion der Planoperationen an. Das heißt aber nicht, dass es zu einer Reduktion des Personals kommen wird. In den anderen Krankenhäusern liegen wir bei 80 Prozent.
Wie kann man denn eine Reduktion in einem Spital vornehmen, kommt dann ein Taferl "Wir nehmen keine Patienten mehr"?
Ambulant werden wir natürlich alle Patienten nehmen, die kommen, da können wir niemanden abweisen. Aber wir können ein Krankenhaus für die Anfahrt der Rettung oder den Hubschrauber sperren, wenn wir keine Kapazität mehr haben.
Aber es kann doch nicht nur um eine Überbelegung gehen, sondern auch um eine bessere Auslastung?
Ja, da müssen wir schauen, wie wir hier effizienter sein können. Etwa indem ein Magnetresonanzgerät nicht nur zwischen 8 und 13 Uhr in Betrieb ist oder Räumlichkeiten für eine längere Nutzung bereitgestellt werden. Es geht um eine Prozessoptimierung, die bereits im Laufen ist.
Geht es nur um Geräte oder auch um Medikamente?
Wir sind zwar bei den Medikamenten sehr gut, aber jedes Spital kauft einzeln ein. Da die AUVA keine eigene Apotheke hat, müssen alle Medikamente über eine Apotheke eingekauft werden. Außerdem sollte es eine Optimierung beim Einsatz geben, das heißt weniger Medikamente. Das soll eine eigene Arzneimittelkommission genau prüfen.
Wenn in Ihren Spitälern nur noch 12 Prozent Arbeitsunfälle behandelt werden, stellt sich die Frage, wie sinnvoll ist diese Einrichtung noch?
Bei der Unfallversicherung handelt sich um eine Haftablöseversicherung. Der Arbeitgeber zahlt seinen Beitrag und ist damit "aus dem Schneider". Die AUVA kommt für alle Behandlungen und Forderungen aus Arbeitsunfällen auf. Das ist durchaus im Sinn der Firmen.
Zur Person
Dr. Andreas Greslehner (55) ist seit 1. Juni ärztlicher Direktor der AUVA. Davor war er 30 Jahre lang als Arzt im Lorenz- Böhler-Krankenhaus tätig, zum Schluss als stellvertretender ärztlicher Leiter.
Wissen
Die Allgemeine Unfallsversicherung (AUVA) ist für 4,5 Millionen Personen zuständig (1,3 Millionen Arbeiter, 1,5 Millionen Angestellte, 370.000 Selbständige, 1,3 Millionen Schüler und Studenten). Als Einnahmen stehen ihr 1,4 Prozent der Lohnsumme, bezahlt von den Arbeitgebern, zur Verfügung. 2007 betrugen die Einnahmen 1,135 Milliarden, das Betriebsergebnis 4 Millionen Euro. Für 2008 ist mit einem Verlust zu rechnen. 5364 Personen arbeiteten für die AUVA, unter anderem in sieben Unfallkrankenhäusern und vier Rehabilitationszentren.