Wien. Die österreichische Finanzmarktaufsicht (FMA) hat heute per Bescheid und mit sofortiger Wirkung dem Vorstand der AvW Invest AG den Wirtschaftsprüfer Martin Wagner als Regierungskommissär beigestellt. Laut FMA-Sprecher Klaus Grubelnik müssen ab sofort alle Entscheidungen der AvW Invest, die eine Gefahr für die finanziellen Angelegenheiten der Kunden darstellen könnten, dem Kommissär mitgeteilt werden. Es handle sich dabei um keine Geschäftsaufsicht. Der Börsenhandel von AvW-Invest-Aktien wurde eingestellt.
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Erst ab Donnerstag können die Aktien der AvW Invest AG wieder ge- und verkauft werden, sagte eine Sprecherin der Wiener Börse. Analog zum Heimatmarkt wurde der Handel auch an der Frankfurter Börse, wo die Papiere ebenfalls notieren, gestoppt, hieß es seitens der Deutschen Börse. Ausgesetzt wurde der Handel der AvW-Invest-Papiere heute kurz bevor die FMA die Einsetzung eines Regierungskommissärs beim Wertpapierdienstleister offiziell kommunizierte. Bis dahin waren die AvW-Papiere in Wien um 30 Prozent auf 28 Euro abgestürzt.
Die FMA begründete die Aufsichtsmaßnahme damit, dass einer Wertpapierfirma "zur Abwendung einer Gefahr für die finanziellen Belangen der Kunden" befristete Maßnahme durch Bescheid angeordnet werden können. Spätestens 18 Monate nach Wirksamkeitsbeginn treten diese Maßnahmen außer Kraft. Rechtliche Basis dafür ist der Paragraf 92 Abs 1 Wertpapieraufsichtsgesetz (WAG) 2007.
Die fachkundige Aufsichtsperson muss alle Geschäfte untersagen, die die Gefahr für die Kunden vergrößern. Die Beistellung des Kommissärs "bis zur Setzung weiterer, rechtlicher Schritte durch die FMA" diene außerdem der Klärung offener Fragen in der AvW Invest. Dabei werden auch die Geschäfte der Firma und somit indirekt deren Umfeld unter die Lupe genommen, sagte FMA-Sprecher Klaus Grubelnik zur APA.
Die AvW Gruppe, die an der AvW Invest 74 Prozent hält, untersteht nicht der Aufsicht der FMA. Die heimische Behörde ist aber mit ihrer deutschen Schwester, der BaFin, in Kontakt. Diese wiederum überprüft den Handel mit dem "AvW Index Substanzgenussschein" im Freiverkehr der Frankfurter Börse. Bei der "routinemäßigen Analyse" wird nach Anhaltspunkten für Insiderhandel und Marktmanipulation gesucht.