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AvW-Masseverwalter: "Finanz will ein Schneeballsystem besteuern"

Von Kid Möchel

Wirtschaft

AvW-Verwalter bieten Finanz Paroli - Streit um 58-Millionen-Euro-Forderung.


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Klagenfurt. Jene 10.600 geschädigten AvW-Genussscheininhaber, die 440 Millionen Euro der insgesamt 531 Millionen Euro Forderungen angemeldet haben, müssen sich weiter gedulden. Denn neben der ungeklärten Kernfrage, ob ihr Investment nun Fremd- oder doch Eigenkapital ist, müssen sich AvW-Masseverwalter Gerhard Brandl und Ernst Malleg auch mit der Finanz herumschlagen: Beim bankrotten Betrugskonglomerat AvW ist nach wie vor eine Betriebsprüfung der Großbetriebsprüfung Graz anhängig.

Wie berichtet, fordert die Finanz rund 58 Millionen Euro, aber die Masseverwalter haben diesen Anspruch bestritten. Die kolportierte Ansicht, dass die Forderung der Finanz einen Vorrang vor den Forderungen der 10.600 Anlegern habe, sei fachlicher Unsinn, sagen die Masseverwalter. Die Nachrangigkeit der Anlegerforderungen träte nur dann ein, wenn die Genussscheingelder als Eigenkapital eingestuft würden und gleichzeitig der Schadenersatzanspruch der Anleger vom Eigenkapital abgeleitet werde.

"Nur dann würde die Finanz einen erheblichen Teil des Kuchens abbekommen", sagen die Masseverwalter Brandl und Malleg. "Wir befinden uns aber noch immer im Stadium der Betriebsprüfung, es gibt noch keinen Bescheid, sondern einen Vorhalt mit einer Steuerschuld von 58 Millionen Euro, der Vorhalt wird von uns mächtig bekämpft." Nachsatz: "In Wahrheit ist es eine Frage der Waffen."

Denn die Finanz soll laut Masseverwaltern die Steuerschuld von AvW auf Grundlage einer Einnahmen-Ausgaben-Rechnung berechnet haben. Laut Malleg hätte bei der Steuerberechnung auch die praktizierte Rücknahmeverpflichtung bei den Genussscheinen bilanziert werden müssen.

Wo soll der Gewinn sein?

"Wir haben mit der Finanz ausgemacht, dass wir ein Gutachten des Sachverständigen Fritz Kleiner vorlegen, das in Kürze kommen wird", sagt Malleg. "Wir gehen davon aus, dass auch dieses Verfahren bis in die letzte Instanz geht." In seinem Hauptgutachten hat Kleiner die mögliche Steuerschuld ursprünglich zwischen 17 und 57 Millionen Euro angesetzt.

"AvW war nichts anderes als ein Schneeballsystem, man hat immer mehr aufwenden müssen, um die Genussscheine zurückzukaufen", sagen Malleg und Brandl. "Der Kurs hat sich innerhalb von sieben Jahren verdoppelt. Wo soll da ein Gewinn gewesen sein?" In Wahrheit wolle die Finanz jetzt "ein Schneeballsystem besteuern."