"Ich wünsche mir, dass endlich Ruhe ins Unternehmen einkehrt", sagte der Geschäftsführer der staatlichen Förderbank Austria Wirtschaftsservice (AWS) im Oktober 2003, nachdem Aufsichtsrat Norbert Zimmermann zurückgetreten war. Wenig später folgte Bruno Krainz. Gestern hat der Vizepräsident des Aufsichtsrats, Wilfried Stadler, sein Mandat zurückgelegt. Von Ruhe ist in der AWS also noch immer keine Spur.
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Die Tätigkeit als Aufsichtsrat bei der AWS und in der ERP-Kreditkommission sei mit seiner Funktion als Investkredit-Chef nicht vereinbar, wurde Stadler in einem anonymen Schreiben vorgeworfen. Stadler weist diesen Vorwurf mit Nachdruck zurück: Die Mitwirkung von Bankexperten in Aufsichts- und Beschlussgremien von Fördereinrichtungen sei eine im österreichischen Förderwesen lange und erfolgreich geübte Praxis. Das AWS-Gesetz schreibe sogar ausdrücklich vor, dass zu Mitgliedern des Aufsichtsrats nur Personen mit langjähriger Erfahrung u.a. im Bankwesen bestellt werden dürfen. Hinter dem anonymen Schreiben hatte die Innenrevision der AWS den amtierenden Vorstand Franz Michael Stierschneider ausgemacht. Ein solches anonymes Schreiben würde "den fristlosen Rauswurf des Verfassers rechtfertigen" hieß es aus VP-Kreisen gegenüber der Austria Presse Agentur (APA). Wie es weiter geht, soll in den nächsten Tagen in einem Spitzengespräch der Ministerien entschieden werden.
Die SPÖ und die Grünen bereitet indessen eine parlamentarische Anfrage zur AWS vor. SP-Wirtschaftssprecher Hans Moser kritisiert, dass bei der AWS Kraft und Geld für innere Fragen verschwendet worden seien, sodass die Gesellschaft für ihren eigentlichen Zweck, die Wirtschaftsförderung, keine Mittel mehr habe und spielt damit auf die internen Turbulenzen und die Umstrukturierung im Herbst 2002 an: Mit 1. Oktober 2002 waren die bis dahin nebeneinander agierenden Fördereinrichtungen in der AWS gebündelt worden - die auf Klein- und Mittelbetriebe spezialisierte Bürges Bank, der Projekt- und Exportversicherer FGG, die als Beratungsgesellschaft fungierende Innovationsagentur und der in Technologie- und Tourismusfinanzierung tätige ERP-Fonds (der aus der Marshall-Hilfe der USA in der Nachkriegszeit hervorgegangen ist).
Auch die Ablöse des Bankers Percifal Pachta-Rayhofen, der nur einige Monate als AWS-Vorstand im Amt war, werde "noch viel kosten", sagte Moser. Pachta-Rayhofen hat beim Arbeitsgericht ein Verfahren auf Auszahlung seines Fünfjahres-Vertrags angestrengt, bei dem es um rund 675.000 Euro gehen soll. Die Bestellung von Pachta-Rayhofen und dessen Nachfolger Franz Stierschneider fiel in die Zuständigkeit des Finanzministeriums, während die Nominierung von Peter Takacs durch das Wirtschaftsministerium erfolgte.
"In der AWS geht es drunter und drüber. Das Problem liegt im Verhältnis zwischen den Geschäftsführern", erklärt ein Kenner der Situation gegenüber der "Wiener Zeitung". Die Geschäftsführer würden zum Teil konträre Anweisungen geben und zudem verunsichern Gerüchte über Kündigungen die Mitarbeiter.