Der 11. September habe dem Versicherungsmarkt weltweit große Veränderungen beschert. Die AXA Versicherung werde darauf mit einer veränderten Orientierung hin zum Finanzdienstleister reagieren, sagte Franz Fuchs, Vorstandsvorsitzender der AXA Konzern AG, gestern, Montag, vor Journalisten in der portugiesischen Hauptstadt Lissabon.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 22 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Ein durchschnittliches Wachstum von 26% in den vergangenen 12 Jahren zeige, dass man auf dem richtigen Weg sei. Die Absicherung von geschaffenen Vermögenswerten (Auto, Haushalt u.a.) werde auch weiterhin beibehalten, Produkte wie Krankenversicherung oder Private Banking sollten künftig jedoch ein Schwerpunkt werden, sagte Fuchs, der als Holding-Chef für Österreich, Ungarn und Liechtenstein verantwortlich zeichnet.
Der derzeitige Konsolidierungsprozess der AXA schließe für weiteres Wachstum Aquisitionen nicht aus, man wolle jedoch vermehrt in den Vertrieb investieren, um sich dadurch auch Märkte wie Tschechien, Polen oder die Slowakei zu erschließen. Ein Neueintritt in diese Märkte sei aufgrund des zu geringen Prämienvolumens nicht sinnvoll.
Produkte oder Segmente, die nicht mehr so gut gehen, will Fuchs zugunsten solcher, die längerfristig Erfolg versprechen, aufgeben. Darunter fallen für ihn Induestrieversicherungen wie etwa Flugzeuge, aber auch der Donauturm.
Auf der Suche nach neuen Vertriebskanälen führt AXA nun auch für den österreichischen Markt Gespräche mit der Kaffee-Kette Tschibo. Der Vertrieb könnte ab 2003 mit einzelnen Produkten starten. In Deutschland vertreibt Tschibo bereits Axa-Produkte wie z.B. die "Riester-Rente" oder Ausbildungsversicherungen.
In Österreich hält die AXA Versicherung AG einen Marktanteil von 2,9% und liegt damit an 8. Stelle. Die Prämien im Bereich Schaden/Unfall stiegen um 5,5% auf 180,1 Mill. Euro, im Bereich Leben um 29,4% auf 94,3 Mill. Euro. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) sank auf minus 2,2 (nach plus 14,5) Mill. Euro. Für heuer sei ein 8%iges Prämienwachstum geplant (nach plus 13% im Jahr 2001), die Leben-Sparte soll um 15% wachsen, so AXA-Österreich-Vorstand David Furtwängler. Auch das EGT soll wieder in den positiven Bereich auf 20 Mill. Euro gedreht werden. Dennoch will Furtwängler die Gewinnbeteiligung von 6% auf 5,25% für das Neugeschäft zurückschrauben.
In der Kfz-Versicherung werden auch heuer die Prämien leicht angehoben. Man werde nicht wie die Konkurrenz beim ersten Anzeichen einer etwas besseren Entwicklung wieder in die "Rabattschatulle" greifen, so Furtwängler.
Das Kunstversicherungsgeschäft, in dem die AXA weltweit Marktführer ist, werde aufgrund der regen Leihgabentätigkeit zunehmend schwieriger. Dass Museen und Galerien durch die höhere Kostenbelastung oft an der falschen Stelle sparen würden, zeige der Fall einer Leihgabe des KHM in Berlin: Drei Reliefplatten des Herson von Tyrsa zerbrachen aufgrund eines gebrochenen Haltegestells - der AXA entstand dadurch ein Schaden von rund 3 Mill. Euro.